AUSGEWÄHLTES: AUSGEWÄHLTES
Falsche Kreuze. An der Wand hinter den Wahltischen in der Königin-Luise-Silas- Kirchengemeinde ist ein großer Bogen Packpapier mit Tesa notdürftig befestigt.
Falsche Kreuze. An der Wand hinter den Wahltischen in der Königin-Luise-Silas- Kirchengemeinde ist ein großer Bogen Packpapier mit Tesa notdürftig befestigt. Er verbirgt ein Kreuz. „Alles, was die Wahlentscheidung beeinflussen könnte, muss weg“, sagt der Wahlvorsteher.
Falsche Zettel. In der Carl-Legien-Schule in Neukölln sind Propagandaflugblätter beschlagnahmt worden. Die schlecht kopierten Zettel rufen zum Nichtwählen auf: „Wahlspektakel sabotieren“.
Mündige Bürger. Dialog in Friedrichshain: Ein schlaksiger Typ Mitte 30, Trainingsjacke, Kaffeebecher, schlendert mit einem optisch ähnlichen Freund zum Lokal:
– „Watt wählen wa jetzt eigentlich?“
– „Ja, richtig, sollten wir mal festlegen.“
– „Watt haben wa letztes Mal gewählt?“
– „Berlin? Oder Bund?“
– „Beides!“
– „Berlin, Piraten, das war 2011, glaub’ ich und 2009 war Bund, Grüne!“
– „Stimmt...“
– „Also heute SPD, oder was?“
– „Hatte ich auch schon mal...“
– „Hmm...“
– „Na ja, dann diese Neue, diese Alternative oder wie die heißt.“
– „Von mir aus.“
Mutti ist die Beste. „Du kannst beruhigt sein“, sagt eine Mutter in der Albert-Einstein-Volkshochschule zu ihrem etwa zwölfjährigen Sohn:
– „Ich hab’ deine Partei gewählt. Du hast mich heute Morgen überzeugt!“
– „Mit Erst- oder Zweitstimme?“, fragt er.
– „Beides.“ Der Junge strahlt.
Verkehrsberuhigt. Das früher übliche „Wahltaxi“ ist ein Auslaufmodell: Keine große Partei bietet den Fahrdienst zum Wahllokal mehr in großem Stil an.
Flasche leer. Dialog zweier Pfandsammler auf dem S-Bahnhof Schöneweide:
– „Bert, warst du schon wählen?“
– „Gleich heute früh. Du?“
– „Nee. Keine Zeit. Was hast du gewählt?“
– „Das ist Wahlgeheimnis. Vertraulich.“
– „Bert, jetzt sag schon!“
– „Warum denn?“
– „Weil ich nicht weiß, was ich wählen soll, deshalb.“
– „Ach so. Naja. Links natürlich. Gregor.“
– „Hab’ ich mir gedacht. Wusste ich.“
– „Dann hättest du nicht fragen müssen.“
Generationenfrage. Im Wahllokal an der Schillerpromenade in Neukölln entdeckt ein Wahlhelfer eine ehemalige Schulkameradin. Mit Kinderwagen. „Deins?“ – „Ja.“ Herzliche Umarmung. Sie lächelt, er wirkt kurz wie benommen.