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Berlin: Ausgezeichnet engagiert

Berliner als „Botschafter der Toleranz“ geehrt

Als Hauptschüler hat man keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Das ist eine von diesen fest stehenden Aussagen, die das Unglück von Jugendlichen zementieren können. Aber dann kommen Menschen wie Norbert Geyer oder Barbara Faccani, wischen solche Sätze beiseite und zeigen, dass es auch anders geht. Die beiden sind eine Art Glücksmotor, weil sie Jugendlichen, die es nicht leicht haben, eine Chance geben, vor allem denen mit Migrationshintergrund.

Geyer ist Unternehmer und arbeitet seit Jahren mit Haupt- und Realschulen zusammen, lädt Jugendliche ein, in seinen 350-Mann-Betrieben Praktika zu absolvieren. Er bietet ihnen Ausbildungsplätze an, auch wenn das Zeugnis zu wünschen übrig lässt. Als er von den Schwierigkeiten der Rütli-Schule erfuhr, griff er zum Telefon und rief den Schulleiter an. Jetzt stellt Geyers Industrieholding zur Blechverarbeitung zusammen mit den Jugendlichen der Rütli-Schule Geräte her, mit denen die Schüler ihre Kleiderkollektion „Rütli Wear“ produzieren.

„Man muss den Jugendlichen Wege zeigen, an ihre eigene Zukunft zu glauben“, sagt Geyer. „Was wir heute nicht in sie investieren, geben wir später für Personenschutz aus.“ Gestern wurden Geyer und Faccani sowie bundesweit vier weitere Personen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) als „Botschafter der Toleranz“ ausgezeichnet und mit jeweils 5000 Euro bedacht. Das von der Bundesregierung ins Leben gerufene „Bündnis für Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ verleiht die Auszeichnung jährlich.

„Man muss da hingehen, wo es weh tut“, sagt Norbert Geyer. Und dass man das nicht der Politik oder den Lehrern überlassen dürfe. „Das muss das Bürgertum selbst tun. Wir Unternehmer haben eine besondere Verantwortung“. Geyer stammt aus einer Handwerksfamilie, ist es gewohnt zuzupacken. Dass seine Bemühungen bei einem Drittel der Jugendlichen fehl schlagen, schreckt ihn nicht.

Auch die Berlinerin Barbara Faccani glaubt seit über 30 Jahren an die Zukunft derjenigen, die andere längst aufgegeben hatten. 1971 verfasste sie den ersten Bericht über die damals noch „Gastarbeiter“ genannten Einwanderer, später initiierte sie den „Tag des ausländischen Mitbürgers“ und gründete die „Hilfe für ausländische Frauen und Kinder“, zu der auch die Einrichtung „Papatya“ gehört. clk

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