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Berlin: Ausgezeichnet: Mandela in Mitte

Der südafrikanische Ex-Präsident hat zum Stift gegriffen. Was dabei herauskam, zeigt eine Galerie in der Torstraße

Eigentlich kennt man ihn eher als Freiheitskämpfer, Friedensnobelpreisträger und Präsident. Doch kein Zweifel: Der Künstler, der derzeit in einer Galerie in Mitte ausstellt, heißt Nelson Mandela. Er ist der Schöpfer von „Robben Island“, einem Bilder-Zyklus aus sechs Kohlezeichnungen. Die Originale wurden Ende 2002 zum ersten Mal bei einer Aids-Gala in Kapstadt vorgestellt. Südafrikas Polit-Prominenz war dabei, etwa Bischof Tutu. Dazu Bono von U2, Youssou N`Dour, Sting, Elton John, Michael Jackson und Schwester Jackson, Bruce Springsteen und Bob Dylan. Mit seinen Kunstwerken verfolgt Mandela einen guten Zweck. Von jedem einzelnen Werk werden 500 Drucke erstellt. Wer einen kauft, hilft aidskranken Kindern des „Children’s Fund Nelson Mandela Trusts.“ 2646 Euro kostet beispielsweise einer der limitierten Drucke, die jetzt in Peter Herrmanns Galerie zu sehen sind.

Bei der ersten Präsentation in Kapstadt erwarb ein englischer Geschäftsmann gleich Drucke für 200 000 Dollar, Diesel-Moden-Chef Renzo Rosso und der US-Milliardär Michael Lee-Chin nahmen Mandela-Lithografien mit nach Chicago. Eine davon zeigt einen Leuchtturm in Gelb und Rot vor violettem Hintergrund. Links neben dem Leuchtturm hängt ein gezeichneter Einblick in die Zelle des Gefängnisses von Robben Island vor Kapstadt. Auf der Insel war Mandela jahrelang inhaftiert. Säuberlich gestapelt liegen die wenigen Habseligkeiten des politischen Gefangenen auf dem Boden. Wolldecke, Essnapf und ein blecherner Nachttopf mit Deckel.

Während sich die Prominenz bei der Vorstellung der Mandela-Drucke ein Stelldichein gibt, ist das Echo auf die Ausstellung in der Galerie Herrmann eher bescheiden: Wenn Yoko Ono im Grunewalder Löwenpalais oder Udo Lindenberg im Café Einstein ausstellen, dann drängeln sich die Fernsehteams. Mandelas Kohlezeichnungen dagegen haben bisher nur Eingeweihte gesehen. Nach dem Riesen-Tamtam, den die Mandela-Schau jüngst in London auslöste, hält der Galerist Peter Herrmann die kleine Schau der sechs Mandela-Lithografien bewusst bescheiden. Die Besucher der Galerie im Hochparterre der Torstraße 218 sind überrascht, dass der Staatsmann nun mit Mitte 80 eine Karriere als Maler gestartet hat. Er hat farbige Impressionen gemalt, die ihm im Rückblick auf sein Leben wichtig sind.

Der „Leuchtturm“ hängt inzwischen schon in zwei Berliner Wohnzimmern. Dass dieses Werk bei der Berliner Kunst-Kundschaft beliebter ist als Mandelas Gefängniszelle, ist dem Galeristen Herrmann klar, „die Menschen wollen Hoffnung“. Die Londoner griffen häufiger zu den Gefängnis-Bildern.

Bei der Vernissage in der Galerie Herrmann schräg gegenüber des Szenelokals „White Trash“ fanden sich kürzlich afrikanische Gäste ein, darunter André Degbeon von der Elfenbeinküste, der als Bürgermeister für Charlottenburg kandidierte und nun im Offenen Kanal Berlins ein „Afro-Berlin-TV“ sendet. Sendungsbewusst schickt auch Galerist Herrmann auf 2600 Internetseiten Wissenswertes über afrikanische Kunst ins Netz. Dem ist zu verdanken, dass Herrmann die Arbeiten des südafrikanischen Ex-Präsidenten zeigen kann. Kunstsammler Kai Manolek, der in Südafrika das deutsche Leichtathletik-Team trainiert, hatte für die Mandela-Foundation recherchiert. Im Internet stieß er auf die Berliner Galerie, und der Kontakt war hergestellt. Herrmann selbst sieht sich als Experte für alte und zeitgenössische afrikanische Kunst. Stammeskunst, Holzplastiken, Bronzefiguren und Masken stehen dicht gedrängt in den Ausstellungsräumen.

Mandela ist nicht der einzige Prominente im Angebot: In der Galerie hängt auch Lou Reed. Allerdings als Porträt aus fremder Hand.

Galerie Peter Herrmann, Torstraße 218, Mitte, Tel.: 88 62 58 46, Internet www.galerie-herrmann.de , geöffnet Dienstag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Sonnabend 11 bis 16 Uhr.

Guido Schirmeyer

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