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Berlin: Ausgezeichneter Zippo

Show und Orden neu: Bernhard Paul wieder da – ohne Roncalli

Mit seinem legendären Ausruf: „Akrobat schööön“ meldete sich gestern Charlie Rivel im Wintergarten zu Wort – in einer historischen Filmaufnahme des gebürtigen Spaniers, der im bodenlangen roten Hemd als Clown im alten Wintergarten zum Liebling der Berliner avancierte. Im neuen Etablissement dieses Namens hat jetzt Regisseur Bernhard Paul die vierte und letzte Show der Jubiläumsreihe „Sterne des Varietés“ zum 10. Jahr des neuen Wintergartens dem Mann gewidmet, dessen Vorbild spielende Kinder waren. Das hat Clown Zippo alias Roncalli–Chef Bernhard Paul mit Charlie Rivel gemein – ein jung gebliebenes Kind stellt er seit 1976 in der Manege seines eigenen Zirkus dar, mit dem sich der löwenmähnige 55jährige Wiener 1975 seinen Lebenstraum erfüllte. Und dies bis heute so erfolgreich, dass es beim aktuellen Roncalli-Gastspiel in München stets eine Woche im Voraus keine Karten mehr gibt.

Als Clown Zippo nimmt dabei der Zirkus–Chef „täglich Urlaub vom Stress mit Telefonen und überall lauernden bürokratischen Hürden“. Nie nur Direktor wollte Paul sein, sondern auch bei 40 Grad Hitze in der Manege „einer von uns“. Der gelernte Grafiker hat sich mit Leib und Seele seiner Doppelrolle als Clown und Prinzipal verschrieben: Dafür erhielt Bernhard Paul gestern Nachmittag in Klosterfelde bei Berlin die Weihen des Fördervereins für das Internationale Artistenmuseum: Die „Ehrenmedaille der Artistik“ in Gold wurde ihm von Dagmar Ziegler ans Revers geheftet – die brandenburgische Finanzministerin wollte wohl mal etwas anderes versuchen als mit Zahlen zu balancieren.

Für Paul war die gestrige Aufnahme in die Klosterfelder „Ruhmeshalle der Artisten“ dabei nicht die erste Würdigung seiner Verdienste um die „dem Staunen gewidmete“ Zirkuswelt. Schließlich verlieh ihm die Stadt Wien schon Gold, Deutschland das Bundesverdienstkreuz, und die höchste circensische Auszeichnung hat er auch längst – die Ernst-Renz-Medaille.

Zur Premiere der vierten „Sterne des Varietés“ am 14. November in der Potsdamer Straße wird man Bernhard Paul trotzdem nicht gratulieren können. Wie immer ist der Regisseur unabkömmlich – als Clown Zippo steht er bis zum 8. Dezember auf der Theresienwiese in der Manege.

Und wann sieht man Roncalli mal wieder in Berlin? Jedenfalls so lange nicht, wie der so genannte Zentrale Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm als Zirkusstandort vorgesehen ist. Roncalli gastierte im Sommer mit seiner historischen Wagenpracht mitten auf dem Rathausplatz in Wien – „die größte Ehre für einen Zirkus“, sagte Bernhard Paul. „Roncalli ist ein Großstadtzirkus und zugleich ein rollendes Museum – so was stellt man nicht irgendwo am Rande der Stadt auf.“

Der Mann kennt seinen Wert. Nach dem Unterschied zwischen Roncalli und einem Großunternehmen wie Cirque du Soleil befragt, verwies Bernhard Paul auf die neuen amerikanischen Starbucks-Cafés in der österreichischen Metropole: „Wir sind das Café Hawelka“. hema

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