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Ausgleichsflächen für den Flughafen: Beim Airport klappt nur das Bäumefällen

Eine Gartenbaufirma hat zwei Baumarten miteinander verwechselt. Auf ökologischen Ausgleichsflächen, die für den Pannenflughafen BER angelegt wurden, wurden deshalb nun etwa 500 Linden abgesägt.

Etwas ungläubig geht der Blick in den Himmel. Trompeten da tatsächlich Kraniche? Die Vögel müssten sich eigentlich längst in den warmen Gefilden Südwesteuropas befinden. Doch tatsächlich, rund 60 Kraniche fliegen dort oben. Der Grund für das ungewöhnliche Naturereignis: Die ehemaligen Rieselfelder am Rande des kleinen Dorfes Ragow sind an vielen Stellen aufgewühlt, so dass die Vögel genügend Futter finden. Der Mensch hat ihnen diesen Gefallen getan, wenn auch höchst unfreiwillig. Hunderte erst vor drei Jahren hier gepflanzte Linden wurden abgesägt und durch neue ersetzt, in einer mit schwerer Technik vorgenommenen Aktion, die auf den ersten Blick an einen Schildbürgerstreich erinnert.

Es ist nur ein kleines Kapitel in der langen Katastrophengeschichte des BER. Aber auch hier wurden bei den Arbeiten rund um den neuen Flughafen Fehler gemacht. Der Laie erkennt den Unterschied nicht einmal. Fachleute allerdings erkennen den Unterschied zwischen den zwei Baumarten, um die es hier geht: Die Bäume, die seit Jahresanfang gefällt wurden, waren veredelte Linden. Spaziergänger und Autofahrer kennen sie von Boulevards wie „Unter den Linden“ oder breiten Wegen wie im Park Sanssouci. Sie wachsen schmal nach oben und entfalten erst in der Höhe ihre Krone.

Die veredelten Linden eignen sich aber nicht für weite und ausgedehnte Flächen wie die Rieselfelder, die einst angelegt wurden, um Berliner Abwässer zu verklappen. Hier sollten unveredelte, natürlich wachsende Linden gepflanzt werden. So hatte es die Flughafengesellschaft bei einem Gartenbaubetrieb in Auftrag gegeben. Wie alle Investoren, die mit ihren Bauten Landschaft versiegeln, suchten auch die Flughafenplaner nach sogenannten Ausgleichsflächen. Hier soll die Natur entweder wiederhergestellt oder es soll ein neuer Landschaftsraum gestaltet werden. Auf den Rieselfeldern aber unterlief der beauftragten Firma die folgenschwere Verwechslung der Linden.

Da habe man nun einmal die Konsequenzen ziehen müssen, heißt es beim Landkreis Dahme-Spreewald. Selbst der an diesem Projekt beteiligte Naturschutzbund stellte sich nicht gegen die Kettensäge. Es sei richtig gewesen, die in Holland gezüchteten veredelten Linden gegen heimische Bäume auszutauschen, sagt ein Sprecher. Nur so könne sich das angestrebte Biotop fachgerecht entwickeln – und außerdem: Vertrag sei eben Vertrag. Einen Kompromiss immerhin fanden die Parteien, denn manche Bäume, die am Rand der Rieselfelder direkt neben Wegen stehen, sind ökologisch weniger bedeutsam. Nur etwa die Hälfte der tausend Linden musste ausgetauscht werden.

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