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Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit der syrischen Familie Shaheen beim Fastenbrechen in Zollchow.

© Nestor Bachmann/dpa

Außenminister feiert mit syrischen Flüchtlingen Ramadan: Frank-Walter Steinmeier macht Diplomatie im Kleinen

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat mit geflüchteten Familien aus Syrien in Brandenburg Ramadan gefeiert und mit ihnen das Fasten gebrochen.

Er hockt auf dem Gras, die Hände offen, und von links und rechts laden die syrischen Kinder Bauklötze hinein, immer mehr Bauklötze. „Na, ob ich das alles tragen kann?“ Und kurz darauf: „Kommt, lasst uns lieber einen Turm bauen.“ Und schon hat Frank-Walter Steinmeier die Erwartungen der verschiedenen Seiten an ihn zu einem gemeinsamen Projekt zusammengeführt. Diplomatie im Kleinen.

Am Tag zuvor hat der Außenminister von der SPD noch in Wien das Atomabkommen mit Iran ausgehandelt, drei Stunden später wird er schon wieder im Flugzeug nach Kuba sitzen; jetzt, im kleinen Zollchow in seinem Wahlkreis tief im Brandenburger Westen, bricht er das muslimische Fasten mit zwei syrischen Flüchtlingsfamilien, die im benachbarten Premnitz leben. Aber „das eine hat mit dem anderen zu tun: Wir haben in Wien viel über die Sicherheitslage im Mittleren Osten gesprochen“, sagt Steinmeier. Ziel sei es, dass die 120.000 syrischen Flüchtlinge, die aktuell in Deutschland leben, und die vielen, die wohl noch kommen werden, eines Tages wieder in ihre Heimat zurückkehren können.

Eine neue Familie in Deutschland

Bis das möglich ist, gilt es, die Flüchtlinge in Deutschland zu unterstützen. Immer wieder gibt es in Brandenburg Übergriffe, vor zwei Jahren haben Jugendliche auch in dem Heim in Premnitz Feuer gelegt. „Mein Mann und ich haben uns gesagt: Man muss ja eigentlich was tun“, sagt Annette Göschel, die heutige Gastgeberin. Also taten sie was: Sie haben in Premnitz Hafiz Shaheen mit seiner Familie kennengelernt. „Göschels sind wie eine Familie für uns“, sagt der 32-jährige Shaheen. Göschels haben für die Flüchtlinge Spenden gesammelt, begleiten sie bei Behördengängen und laden sie zu sich nach Hause ein.

Im Ort sind sie gut vernetzt: Heute Abend sind außer dem Bürgermeister auch die Freiwillige Feuerwehr, der Pfarrer und viele Vereine hier. Mittlerweile hat die Familie auch eine Wohnung in Zollchow in Aussicht. „Die Gemeinde steht noch am Anfang“ beim Thema syrische Flüchtlinge, sagt der Bürgermeister, sie will alles richtig machen.

Steinmeier bietet Hilfe an

„Wir hoffen, dass viele Brandenburger Familien Sie und Ihre Landsleute willkommen heißen“, sagt Steinmeier an die Flüchtlinge. Dann unterbricht er sich – es ist Ramadan, kurz nach Sonnenuntergang, die Flüchtlinge haben den ganzen Tag noch nichts gegessen. „Zeit, dass wir das Fasten brechen“, ruft er und greift nach den Bulgurklößen, die auf der Tafel vor ihm stehen. Die Familien haben die ganze vorige Nacht durch die Spezialitäten aus ihrer Heimat vorbereitet.

Beim Essen erzählen die Flüchtlinge: von Homs, ihrer umkämpften Heimatstadt, von ihrer Flucht, bei der sie sich nicht einmal mehr von ihren fünf Minuten entfernten Eltern verabschieden konnten, von dem Kind, das mit dreieinhalb Jahren noch nicht sprechen konnte, weil es vom Krieg traumatisiert war. Einen von ihnen stört, dass er aufgrund der Aufenthaltsgesetze nicht zu seinem Onkel nach Dortmund ziehen kann.

„Schicken Sie mir einen Brief, schildern Sie Ihre Lage, ich will sehen, was sich machen lässt“, verspricht Steinmeier. Er erzählt von Flüchtlingslagern im Libanon und in Jordanien und davon, dass Deutschland sich am Wiederaufbaufonds für Syrien beteiligt, für die Zeit nach dem Krieg. Wie der Krieg aber überhaupt erst Mal zu Ende gehen soll, sagt er nicht.

Dann muss er wieder los, mit dem Hubschrauber nach Tegel, von dort aus weiter nach Kuba – zurück zur Diplomatie im Großen.

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