zum Hauptinhalt

Berlin: Aussicht auf jede Menge Kohle Streit um Zukunft des Spandauer Oberhafens

Bezirk und Land streiten um die Zukunft des Spandauer Oberhafens. Der Bezirk favorisiert die Pläne eines niederländischen Investors, der hier eine Wohnsiedlung errichten möchte.

Bezirk und Land streiten um die Zukunft des Spandauer Oberhafens. Der Bezirk favorisiert die Pläne eines niederländischen Investors, der hier eine Wohnsiedlung errichten möchte. Diese Option ist im Planwerk West der Senatsverwaltung ausdrücklich vorgesehen. Dennoch droht das 22 Millionen Euro teure Projekt am Veto der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), zu scheitern. Sie droht, dem Bezirk das Verfahren zu entziehen, um die Fläche als Hafengelände zu erhalten. Die landeseigene Hafengesellschaft Behala will hier demnächst bis zu 50 000 Tonnen Kohle zwischenlagern.

Der Investor möchte auf der rund 46 000 Quadratmeter großen Brachfläche und dem benachbarten Alba-Gelände Stadthäuser mit zwei bis drei Wohneinheiten errichten. Mit dem Abfallentsorgungsunternehmen ist man sich fast einig. „Die Behala lehnt eine gemeinsame Veräußerung ab“, bedauert Alba-Vorstand Peter Kurth. Das war nicht immer so. Noch Anfang des Jahres habe die Behala einen Quadratmeterpreis von 225 Euro gefordert, so Projektentwickler Joachim Herden. Geboten habe man 105, der Verkehrswert liege bei 85 Euro.

Behala-Geschäftsführer Horst Schuberth räumt ein, dass man bei einem guten Preis einen Verkauf erwogen hätte. Jetzt bleibe das Gelände Teil des Südhafens. Dass die Immobilie gestern noch auf der Website des Unternehmens analog zum Planwerk West als künftiges Mischgebiet angeboten wurde, bezeichnet er als Fehler. Das Gelände werde im kommenden Winter als Zwischenlager für Steinkohle genutzt, die für das Kraftwerk Reuter bestimmt ist. Entsetzt über diese Pläne äußert sich Michael Held, dessen Firma Terragon für die Diakonissenstiftung Bethanien am gegenüberliegenden Ufer ein Pflegeheim baut. Auch dort hat man sich auf das Planwerk verlassen. Statt auf eine begrünte Wohnsiedlung werden die Senioren wohl auf Kohlenberge blicken.

Später könnten Lager- und Umschlaghallen auf dem Gelände entstehen, kündigt Schuberth an. Ein geplanter Warteplatz für Schiffe auf dem Weg zur Spandauer Schleuse stehe der weiteren Hafennutzung nicht entgegen.

„Ich kann keine Notwendigkeit für eine Hafennutzung erkennen, das schreit nach einer höherwertigen Nutzung“, meint dagegen Spandaus Baustadtrat Carsten Röding (CDU). Alle Parteien im Bezirk stehen hinter dem Wohnprojekt. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. „Wir sehen dringende Gesamtinteressen Berlins gefährdet“, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung, Manuela Damianakis. Das Gelände bleibe Bestandteil des Hafenkonzeptes.

Rainer W. During

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false