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Ausstellung: 25 Jahre nach Tschernobyl: Leben nach dem Super-Gau

25 Jahre vor Fukushima: Am 26. April 1986 explodierte in Tschernobyl der Reaktor des Atomkraftwerkes. Noch heute leiden Tausende Menschen an den Spätfolgen des Super-Gaus. Eine Ausstellung in Köpenick zeichnet die Katastrophe nach.

Die Schreckensnachrichten aus Japan reißen nicht ab, noch immer ist unklar, ob, wann und wie die Lage im Atomkraftwerk in Fukushima unter Kontrolle gebracht werden kann. Der Unfall von Fukushima wird als ähnliche Zäsur in die Geschichte der Atomkraft eingehen wie der Super-Gau in Tschernobyl vor 25 Jahren. Am 26. April 1986 explodierte in der damaligen Sowjetunion der Reaktorblock IV des Atomkraftwerkes in Tschernobyl. Eine Wanderausstellung, die ab Sonntag in Berlin zu sehen ist, zeichnet die Ereignisse nach.

„619 vernichtete belarussische Dörfer im 2. Weltkrieg, 485 verlorene belarussische Orte nach Tschernobyl“. Es sind Sätze wie diese, die das Ausmaß der Zerstörung verdeutlichen. Ganze Landstriche sind auf unabsehbare Zeit unbewohnbar geworden, 345.000 Menschen wurden zwischen 1986 und 2000 umgesiedelt. Viele Dörfer wurden komplett abgerissen. Damit ging auch ein Stück Kultur verloren. Über Jahrhunderte hatte sich in der Gegend eine reiche slawische Volkskunst entwickelt.

Und noch immer wohnen fünf Millionen Menschen in radioaktiv verseuchtem Gebiet. Selbst in der 30-Kilometer-Sperrzone rund um das Atomkraftwerk haben sich wieder Menschen angesiedelt. Es sind vor allem Ältere, die ihre letzten Lebensjahre in ihrer Heimat verbringen möchten. Sie leben in verlassenen Dörfern, oft als einzige Bewohner.

Die Ausstellung würdigt auch die über 800.000 Liquidatoren, die die sowjetische Regierung eingesetzt hat, um die Folgen der Katastrophe zu bekämpfen. Sie bauten den Sarkophag um den explodierten Reaktor, organisierten die Evakuierungen, trugen Erdboden ab oder vergruben verstrahlten Technikschrott. Viele sind bereits gestorben, die meisten Überlebenden leiden an chronischen Krankheiten. Dennoch sind offiziell nur 31 Todesfälle als direkte Folge von Tschernobyl anerkannt. Dabei handelt es sich vor allem um die Feuerwehrleute, die direkt nach der Explosion die Brände am Reaktor löschten.

„Verlorene Orte, gebrochene Biographien“, so heißt der Bildband des Fotografen Rüdiger Lubricht, der sich ebenfalls mit Tschernobyl und den betroffenen Menschen beschäftigt. Viele der Aufnahmen sind in der Ausstellung zu sehen. Seit 2003 bereist Lubricht die Ukraine und Weißrussland. Er fotografierte die Reste der zerstörten Dörfer, porträtierte Liquidatoren und jetzige Bewohner der Sperrzone und die Geisterstadt Pripjat.

Die Stadt in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerkes Tschernobyl galt einst als sozialistische Musterstadt, in der die AKW-Mitarbeiter mit ihren Familien lebten. Nach der Katastrophe verließen die 45.000 Einwohner am 28. April 1986 fluchtartig ihre Häuser. Ein Abriss wäre zu teuer. Die Natur erobert sich mittlerweile das Gebiet zurück. Seit 2002 werden für Touristen Tagestouren nach Pripjat und in die Sperrzone angeboten.

Die Ausstellung „25 Jahre nach Tschernobyl, Menschen – Orte – Solidarität“ ist vom 3.4.2011 bis zum 8.4.2011 in  der Aula des Schulamtes Treptow-Köpenick zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Der Bildband „Verlorene Orte. Gebrochene Biographien“ mit Fotos von Rüdiger Lubricht ist beim Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk erschienen.

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