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Ausstellung am Alexanderplatz: Friedliche Revolution landet im Müll

Sie ist nicht nur bei Touristen beliebt: Die Ausstellung "Friedliche Revolution 1989/90" am Alexanderplatz. Nun aber sollen die Exponate in den Müll wandern - Bund und Land haben kein Geld mehr für das Freiheitsdenkmal.

Einen besseren Ort kann es für diese Ausstellung nicht geben. An jenem Ort, an dem im November 1989, wenige Tage vor dem Fall der Mauer, die größte Demonstration gegen das DDR-Regime stattfand. Mindestens 500 000 Menschen versammelten sich damals auf dem Alexanderplatz. Mehr als viermal so viele haben dort in den vergangenen anderthalb Jahren die Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90“ besucht. Wegen des großen Interesses wurde sie im Vorjahr um knapp 13 Monate verlängert. Nun aber soll endgültig Schluss sein. Am 3. Oktober, pünktlich zum 20. Jubiläum der Deutschen Einheit, werden die Exponate abgebaut. Weil es keine weitere Verwendung dafür gibt, wandern sie einfach auf den Müll. Dabei wollen eigentlich alle, dass die Ausstellung bleibt.

Die Abrissfirmen sind schon beauftragt, auch wenn es Tom Sello, Projektleiter der Robert-Havemann-Gesellschaft, die die Schau mit Kulturprojekte Berlin veranstaltet, in der Seele wehtut. Seiner Angabe zufolge ist dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, schon lange bekannt, dass man die Ausstellung gern bis 2015 verlängern würde. Bis heute habe man jedoch keine Rückmeldung erhalten. Da die Ausstellung ursprünglich nur für ein halbes Jahr – ein Sommerhalbjahr – konzipiert war, rechnet die Havemann-Gesellschaft mit Mehrkosten von insgesamt 1,7 Millionen Euro. „Die Witterungseinflüsse haben ihre Spuren hinterlassen“, sagt Sello. Für eine dauerhafte Schau müsste Vieles verändert werden.

Danach sieht es aber nicht aus. Die gesamten Ausstellungskosten von 2,7 Millionen Euro, wurden vom Bund (700 000 Euro) und dem Land Berlin, in Form der Stiftung Deutsche Klassenlotterie (zwei Millionen), getragen. Letzterer liegt noch kein Antrag auf eine Verlängerung vor. Dabei hatte sich Staatssekretär André Schmitz (SPD) noch am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses für die Sache eingesetzt. „Für mich ist es das eigentliche Einheits- und Freiheitsdenkmal“, sagte Schmitz. In der Senatskanzlei wartet man nun aber auf ein Signal vom Bund. Die Stadt habe bereits einen Großteil finanziert, hieß es. Ein Sprecher des Bundeskulturbeauftragten machte jedoch deutlich: „Die Ausstellung ist bereits verlängert worden, nach Gesprächen mit dem zuständigen Bezirk Mitte wird eine weitere Verlängerung kaum möglich sein.“ Der Bezirk müsste nämlich die Inanspruchnahme des Alexanderplatzes erneut genehmigen. Der zuständige Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung aber wäre dazu nicht bereit. „Es war schon eine ungewöhnlich lange Zeit für eine Ausstellung im öffentlichen Raum“, sagt Ephraim Gothe (SPD). „Der große Erfolg zeigt, dass man ein festes Haus braucht.“

Für Tom Sello wäre ein solcher Umzug „eine schlechte Entscheidung“, da die Ausstellung dadurch ihren Reiz verlieren würde: Rund um die Uhr ist sie unter freiem Himmel kostenlos zugänglich und zieht auch Besucher an, die sich sonst nicht mit dem Thema befassen würden.

So oder so muss die Entscheidung schnell getroffen werden. Denn in gut zwei Wochen rücken die Abrisskräne an. Das Material wäre dann für immer verloren, eine Lagerung ist derzeit nicht vorgesehen.

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