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 Benedikt Brauns Ausstellung „Shooting Star“ spielt mit der Faszination des Schießens.

© Maria-Mercedes Hering

Ausstellung in Charlottenburg: Ton, Tauben, Scherben

Schießen ist nicht nur was für den Rummel. Die Galerie Eigenheim zeigt die Installation „Shooting Star“. Es geht um Macht.

Das Gewicht der Waffe liegt schwer in der Hand, der Zeigefinger umspielt den Abzug. Wer schon einmal auf dem Rummel auf Zielscheiben geschossen hat, um Rosen oder Kuscheltiere zu gewinnen, kennt das mulmig-aufgeregte Gefühl in der Magengegend, das sich in der Sekunde ausbreitet, in der man sich zum Schießen bereit macht.

Dieses Gefühl kann man jetzt auch als Kunstform in einer Berliner Galerie erleben. Über den Lauf der Pistole schauen, das Zielobjekt anvisieren, abdrücken – und mit einem leichten Stoß entlädt sich eine kleine Plastikkugel auf die Zielscheibe der Jahrmarktbude.

Benedikt Brauns Ausstellung „Shooting Star“ spielt mit der Faszination des Schießens. Noch bis Samstag ist sie in der Galerie Eigenheim in der Kantstraße zu sehen. An drei verschiedenen Anlagen können Besucher verschiedene Schussanlagen testen.

Sie bewegt sich hin und her: die Tontauben-Wurfmaschine.
Sie bewegt sich hin und her: die Tontauben-Wurfmaschine.

© Benedikt Braun/Galerie Eigenheim Weimar/Berlin

Bei einer kleinen Bude kann man auf Kunststoffrosen, Visitenkarten, Fotos des Künstlers und andere Andenken schießen. „Manche werden ein bisschen süchtig“, sagt Stephan Klee, der in der Galerie arbeitet, über Besucher, die unbedingt ein gewisses Stück gewinnen wollen.

Abdrücken dürfen die Besucher per Pedal selbst

Auch die zweite Installation fordert die Beteiligung der Betrachter: Eine Tontauben-Wurfmaschine bewegt sich hin und her, um orangefarbene Scheiben auf eine Metallwand zu schmettern. Abdrücken dürfen die Besucher per Pedal selbst, es kracht, rotbraune Brocken rieseln zu Boden. Die Tontauben hinterlassen eine Mulde auf der dunklen Aluminiumtafel.

„Manchmal stehen ganze Gruppen um diese Installation und warten gespannt auf den Knall, wenn jemand das Pedal betätigt“, sagt Klee. Egal ob man selbst den Auslöser drücke oder nur zusehe, lerne man etwas über die Faszination, die in dieser Machtausübung und dem Machtverlust beim Auslösen stecke.

Denn trotz aller Beherrschung über den Schuss büße man die Kontrolle am Ende ein. „Das Leben gipfelt in diesem Moment“, meint Klee. An einem dritten Objekt können Besucher Centstücke in weiche Tonteller schießen, die dann gebrannt werden und als Andenken dienen.

Das Schießen ist eine uralte Kulturtechnik

Das Schießen, erklärt Klee, sei ein altes Motiv, Bogenschützen fänden sich schon in Höhlenmalereien. „Es ist eine uralte Kulturtechnik und immer noch sehr relevant“, erzählt der Manager. Doch bei „Shooting Star“ geht es nicht nur um die Faszination fürs Schießen, sondern auch um den kommerziellen Aspekt. „Die Ausstellung thematisiert den gesellschaftlichen Umgang mit einer Kultur des Jagens und des Konsums“, sagt Klee.

Die Galerie repräsentiert auch die Bauhaus-Universität Weimar für das Bauhaus-Jahr 2019 in Berlin. Sie zeigt Werke von Absolventen der Universität sowie von Stipendiaten der Kulturstiftung des Landes Thüringen. Auch Benedikt Braun hat an der Bauhaus-Universität studiert, er lebt und arbeitet in Weimar. Es ist seine zweite Soloausstellung im Eigenheim Berlin.

„Shooting Star“ ist noch bis zum 9. Februar in der Galerie Eigenheim, Kantstraße 28, in Charlottenburg zu sehen. Bei der Finissage am 9. Februar um 12 Uhr wird Benedikt Braun anwesend sein. Seine Schau wird von Marc Jungs großflächigen, farbenfrohen Gemälden abgelöst. Die Ausstellung „German Dream“ wird am 15. Februar um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 9. März zu sehen. Die Öffnungszeiten sind jeweils Dienstag bis Samstag in der Zeit von 12 bis 19 Uhr.

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