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Berlin: Ausstellung zum Bau des Gotteshauses

Haben die Spandauer vor mehr als 600 Jahren ihre St. Nikolai-Kirche selbst gebaut oder dafür Arbeiter verpflichtet?

Haben die Spandauer vor mehr als 600 Jahren ihre St. Nikolai-Kirche selbst gebaut oder dafür Arbeiter verpflichtet? Wo wurden die zigtausend Ziegelsteine hergestellt und wie kamen sie zum heutigen Reformationsplatz? Das sind Fragen, die Gabriele Bluhm, Leiterin des Kirchmuseums Spandovia Sacra, beschäftigten und zur Ausstellung "Großbaustelle Kirchplatz" animierten.

Nach neuesten Forschungsergebnissen gehört St. Nikolai nicht - wie zunächst vermutet wurde - zu den jüngeren, sondern zu den ältesten Kirchen mit Hallenumgangschören in der Mark Brandenburg. Dendrochronologische Untersuchungen von Dachstuhlbalken ergaben, dass das Holz um 1369 geschlagen und kurz darauf verarbeitet wurde.

Zu diesem Zeitpunkt muß der Baukörper bereits gestanden haben. Die verwendeten Ziegelsteine im Klosterformat sind identisch mit denen, die auch zum 1319 begonnenen Bau der Stadtmauer benutzt wurden. Das Spandauer Gotteshaus kann demzufolge als Vorbild für andere Kirchbauten in der Mark gewertet werden.

Überlieferte Daten liegen nur über den Ausbau des Turmes vor, dessen unterer Teil noch von einer früheren Kirche an diesem Standort stammt. Nach der vorhandenen Turmurkunde erfolgte die Aufstockung 1467 durch den Magdeburger Baumeister Paul Rostocken. Doch warum leistete sich eine Stadt, die 1386 "169 Häuser und 17 Buden" zählte, einen derart großen Sakralbau? Die Vielzahl der in jener Zeit gestifteten Altäre könnte der Anlass gewesen sein, vermutet Gabriele Bluhm. Abschriften entsprechender Stiftungsurkunden - die älteste von 1330 - werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.

Feld- und Ziegelsteine, eine Ziegelform und Holzbalken vermitteln einen Eindruck, welch gigantischer Aufwand damals notwendig gewesen sein muss, um St. Nikolai zu errichten. Die Baustelle für den Sakralbau muss eine Art "Potsdamer Platz des 14. Jahrhunderts" gewesen sein. Die Ausstellung kann bis zum Jahresende donnerstags bis sonntags zwischen 15 und 18 Uhr im Museum am Reformationsplatz 12 besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

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