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Berlin: Auswärtiges Amt: Scherben vor Joschka Fischers Ministerium

Um Passanten vor möglicherweise herabstürzenden Fensterscheiben zu schützen, sind zwei Seiten der Gehwege vorm Neubau des Auswärtigen Amts am Werderschen Markt in Mitte gesperrt worden. Betroffen ist auch der Bereich neben dem gläsernen Halleneingang auf der Schloßplatz-Seite.

Um Passanten vor möglicherweise herabstürzenden Fensterscheiben zu schützen, sind zwei Seiten der Gehwege vorm Neubau des Auswärtigen Amts am Werderschen Markt in Mitte gesperrt worden. Betroffen ist auch der Bereich neben dem gläsernen Halleneingang auf der Schloßplatz-Seite. Am späten Dienstagnachmittag war eine der fest verankerten Fensterscheiben auf der Westseite aus bisher nicht völlig geklärter Ursache aus dem Rahmen gesprungen und zu Bruch gegangen. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich keine Personen unmittelbar unter dem Fenster im ersten Stockwerk auf.

Die Konstruktionen mit den doppelten Fenstern werden derzeit überprüft, nach den bisherigen Untersuchungen soll allerdings kein Konstruktionsfehler vorliegen. Aus dem Büro der Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann hieß es gestern, man gehe von einem Montagefehler aus. Es bleibe abzuwarten, wie weit auch die anderen Fenster des Anfang des Jahres offiziell eröffneten Bürogebäudes betroffen seien.

"Wir sind sensibilisiert", sagte gestern ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, unter dessen Aufsicht der Bau errichtet wurde und das die Untersuchungen in die Wege leitete. Das lange Scherben-Drama des gläsernen Kaufhauses Lafayette an der Friedrichstraße wirkt wie ein Trauma. In der früheren Bundesbaudirektion hatte man zunächst auch vermutet, dass vergessen wurde, ein Fenster zu schließen und durch den Luftzug das Glas zu Bruch gegangen ist. Andererseits wiesen Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und das Architekturbüro darauf hin, dass die äußeren der doppelt angelegten Fenster gar nicht zu öffnen sind. Der Schaden, der möglicherweise noch weitere Kreise zieht, lässt sich von außen nur bei genauerem Hinsehen erkennen. Das Fenster zersplitterte fast unmittelbar über dem Protokolleingang. Ein Anschlag wurde vom Auswärtigen Amt ausgeschlossen, außerdem wird dieser Bereich von der Polizei streng bewacht.

Der Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes, das seinen Hauptsitz im benachbarten einstigen Reichsbank- und SED-Zentralkomitee-Gebäude hat, gehört zu den architektonisch bemerkenswertesten Neubauten des Bundes. Viel Beachtung finden die Lichthöfe und Glasfassaden als Ausdruck der Offenheit und Transparenz. Dass nun eine Scheibe herausgefallen ist, weckt Erinnerungen an die Erfahrungen, die das Kaufhaus Lafayette mit Glasbruch an seiner eindrucksvoll durchsichtigen Fassade machen musste. In den vergangenen Jahren waren mehrere zentnerschwere Scheiben auf den Gehweg der Friedrichstraße gestürzt, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Es mussten Schutznetze gespannt werden. Inzwischen ist das Glas komplett ausgewechselt. Die Galeries Lafayette als Mieter hatten den Hauseigentümer mehrfach augefordert, die Fassade zu sanieren.

Die Sperren vorm Auswärtigen Amt fielen Passanten gestern kaum auf. Vor allem Touristen glaubten, es handele sich um ganz normale Sicherheitsvorkehrungen.

C. v. L.

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