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Echte Panne oder betrügerische Falle? Nicht immer erschließt sich das sofort.

© ddp

Autobahngold: Pannenbetrüger werden aggressiver

Sie täuschen Pannen vor, erzählen rührselige Geschichten und verkaufen ihren Opfern wertlosen Modeschmuck. Immer wieder fallen Menschen auf Trickbetrüger an Berliner Autobahnen und Bundesstraßen herein. Die Polizei fasst die Wegelagerer nur selten.

„Vorsicht, am Autobahndreieck Nuthetal sind Personen auf der Fahrbahn. Die Polizei warnt vor betrügerischen Schmuckverkäufern“, meldet der Verkehrsfunk vor allem an den Wochenenden im Radio. Doch nur selten kann die Polizei die Betrüger fassen. Und das, obwohl die Wegelagerer immer dreister werden und die Situationen auf den Straßen brenzliger.

Die Masche ist immer gleich: Vorwiegend auf dem Berliner Ring und an einigen Bundesstraßen wie der B96 rund um Rangsdorf und bei Ludwigsfelde an der B101 stehen sie, zwei bis drei Männer, nach Erkenntnissen der Polizei rumänischer Herkunft, mit ihren alten Wagen. Sie fuchteln mit Benzinkanister oder Abschleppseil herum, als hätten sie kein Sprit mehr oder eine Panne.

Lässt sich jemand davon täuschen, bekommt er „rührselige und haarsträubende Geschichten“ zu hören, wie es der Polizeisprecher Rudi Sonntag nennt. Das Paradebeispiel: Die Männer erzählen von ihrer Mutter, die man in der Klinik besuchen wolle, jetzt stehe man aber ohne Benzin und Geld da. Dann bieten sie den Familienschmuck im Wert von 2000 Euro für 50 bis 150 Euro an, die Polizei nennt es Autobahngold, im Ruhrgebiet, wo die Masche schon länger bekannt ist, nur Rumänenblech. „Das ist wertloser Modeschmuck“, sagt Sonntag.

Weil inzwischen nur noch wenige auf den Trick hereinfallen, werden die Schmuckverkäufer immer aggressiver, sagt Sonntag. „Sie springen auf die Fahrbahn, wollen die Autos zum Halten zwingen und gefährden so den Verkehr.“ In den Berichten der Brandenburger Polizei ist immer wieder die Rede von „Gefahrenbremsungen“. Ende August versuchten fünf Rumänen am Autobahndreieck Spreeau und am Schönefelder Kreuz mitten im zähesten Verkehr und auf der Autobahn Wagen zu stoppen. „Sie suchen sich gezielt Stellen aus, wo man langsamer fahren muss“, sagt Sonntag. Polizisten schnappten die fünf Rumänen, sie kamen wieder auf freien Fuß, ein Strafverfahren wegen schwerer Verkehrsgefährdung wurde eingeleitet. Meistens bleibt es bei einer Anzeige wegen Ordnungswidrigkeiten, denn der Betrug ist selten nachzuweisen.

Meist aber kommen die Beamten zu spät. „Die Trickbetrüger sind sehr mobil und flexibel, weil sie wissen, dass sie für ihr Geschäft wenig Zeit haben.“ Ermittler berichten von Familienverbänden: Die einen versuchen, ihren Schmuck zu verhökern, die anderen warten ein paar Kilometer vorher, um rechtzeitig vor der Polizei zu warnen. Insgesamt 200 Fälle meldete das Polizeipräsidium Frankfurt (Oder) für das erste Halbjahr, 2009 waren es insgesamt 500. Die meisten zählte das Potsdamer Präsidium im Mai, Juni und August. Die Saison scheint fast vorüber. „In den Wintermonaten gab es keinen Sachverhalt“, sagt Sonntag.

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