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Berlin: Autofreier Sonntag

Austragungsort des Degenfechtturniers „Weißer Bär“ war auch in diesem Jahr ein Reinickendorfer Autohaus

Berlin. Am Samstagnachmittag nach Ladenschluss mussten die Angestellten des Mercedes-Benz-Autohauses in Reinickendorf den Ausstellungsraum freiräumen. Dort wo sonst das ganze Jahr über Luxuslimousinen stehen, werden seit 1999 jedes Jahr im Frühjahr die Finalkämpfe des Degenfechtturniers „Weißer Bär“ ausgetragen. Das ist nicht nur ein Zugeständnis an den Hauptsponsor, die Organisatoren sind auch froh, die Entscheidung nicht im öden Horst-Korber-Sportzentrum austragen zu müssen, wo auch in diesem Jahr wieder die Vorkämpfe stattfanden. So blieben auch am Sonntag immer wieder Passanten interessiert vor der Glasfassade des Autohauses stehen.

Turnierchef Dagobert Remuss war am Ende mit dem Verlauf des Turniers zufrieden. Dabei hätte er die 44. Auflage des Traditionsturniers fast abgesagt. Der Weltverband FIE hatte ein großes Weltcupturnier in Tunis auf den gleichen Termin gelegt. Da der Wettkampf in Tunis, anders als der „Weiße Bär“, für die Weltrangliste und die Olympia-Qualifikation zählt, musste Remuss befürchten, dass die Weltspitze ausschließlich dort meldet. Die deutschen Topakteure hatten sich jedoch trotz des Weltcups in Tunis für den Start in Berlin entschieden, obwohl es Bundestrainer Walter Stegmüller seinen Aktiven freigestellt hatte, wo sie antreten. „Für die WM im Herbst in Havanna hat die Qualifikation des Teams Vorrang, und dafür zählen die Punkte aus der deutschen Rangliste. Und die kann man eben auch beim Berliner Turnier machen“, sagte Stegmüller.

Jörg Fiedler, bisher Zweiter der deutschen Bestenliste, nutzte diese Möglichkeit und verbesserte sich mit einem Sieg in Berlin auf den ersten Rang. Der bisherige Ranglistenerste Daniel Strigel, wie Fiedler vom Fecht-Club Tauberbischofsheim, wurde nur Fünfter. Den rund 300 Zuschauern in Reinickendorf boten Fiedler und der Leverkusener Christoph Kneip zudem ein spannendes Finalgefecht. Zunächst ging der Ranglistendritte Kneip mit 6:3 in Führung. Danach steigerte sich Fiedler und konnte zum 9:9 ausgleichen. In einem solchen Fall sieht das Reglement eine Verlängerung vor. Das Gefecht wird eine Minute lang fortgeführt, landet in dieser Zeit keiner der Kontrahenten einen Treffer, wird der Sieger per Los bestimmt. So weit kam es am Sonntag nicht, Fiedler gewann mit 10:9.

Zuvor hatten rund 200 Teilnehmer, darunter auch Breitensportler, im Horst-Korber- Sportzentrum die Vorkämpfe ausgefochten. Das Besondere in diesem Jahr: Athleten, die beim gleichzeitig in Berlin ausgetragenen Weltcup des Modernen Fünfkampfs ausgeschieden waren, stiegen anschließend noch beim Fechtturnier ein. Laut Turnierchef Remuss war das der ausschlaggebende Grund, das Turnier entgegen früheren Plänen doch auszutragen. Dadurch erhöhte sich die Zahl der teilnehmenden Nationen von 23 auf über 30. Das sportliche Niveau konnten die Fünfkämpfer jedoch nicht anheben. „Das war dann doch eher just for fun“, gab Frank Rickert, Sprecher des veranstaltenden FC Grunewald, zu.

Steffen Hudemann

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