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Berlin: Autofreies Wohnen: Ein Stadtteil für Radler und Fußgänger

Wenn es nach den Bezirksverordneten ginge, dann könnte auf der Brachfläche des abgerissenen Stadions der Weltjugend ein ungewöhnliches Wohnviertel entstehen: ein Karree mit Wohnungen, Sportplätzen, einem Park und Gewerbeflächen, aber ohne Platz für Autos. Das Areal an der Chausseestraße soll weder mit dem Pkw befahrbar sein, noch soll es Parkplätze geben.

Wenn es nach den Bezirksverordneten ginge, dann könnte auf der Brachfläche des abgerissenen Stadions der Weltjugend ein ungewöhnliches Wohnviertel entstehen: ein Karree mit Wohnungen, Sportplätzen, einem Park und Gewerbeflächen, aber ohne Platz für Autos. Das Areal an der Chausseestraße soll weder mit dem Pkw befahrbar sein, noch soll es Parkplätze geben. Zufahrt hätten nur Radfahrer, die Feuerwehr oder Möbelwagen.

Bis 1992 stand auf dem Gelände das Stadion der Weltjugend. Während der Olmypiabewerbung Berlins ließ der Senat das Stadion abreißen. Das Vorhaben, auf dem 13 Hektar großen Grundstück eine Mehrzweckhalle mit 20 000 Sitzplätzen zu errichten, platzte mit der Vergabe der Spiele nach Sydney. Nach einem städtebaulichen Wettbewerb 1996 wurde es ruhig um die Ödnis mitten in der Stadt. Heute kann man dort Golfabschläge üben oder Beachvolleyball spielen. Gestrüpp wuchert auf dem Brachland, ein kaputter Lkw-Anhänger rostet vor sich hin.

Nach den Plänen des Architekten Markus Heller, der dem Fußgängerverein "Per Pedes" nahe steht, sollen auf dem Grundstück etliche sechsstöckige Häuser mit insgesamt 600 Wohnungen errichtet werden, die von Gewerbegebäuden an der vielbefahrenen Chausseestraße vom Großstadtlärm abgeschirmt werden. Statt Straßen gibt es befestigte Wege, auf dem so gewonnenen Platz entstehen Grünanlagen, Fußgängerarkaden oder Mietergärten. Zur Panke soll es entsprechend der Vorgaben des städtebaulichen Wettbewerbs einen Park geben. Die Pläne sehen zudem ein Jugendzentrum, eine Kindertagesstätte, Turnhallen, Tennis- und neue Beachvolleyball-Plätze vor.

Das autofreie Viertel wäre gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, sagt Markus Heller. Die U-Bahnlinie 6 verkehrt unter der Chausseestraße, drei Straßenbahnlinien halten dort. Die Bewohner sollen sich an einer Car-Sharing-Station Autos mieten können, eine Fahrrad- und Anhängervermietung sind geplant.

Fünf potenzielle Investoren hätten bereits Interesse für das Projekt bekundet, sagt Heller. Darunter seien ein holländisches Bauunternehmen und eine Stiftung, die in Hamburg am Bau eines autofreien Stadtteils beteiligt sei. Und auch eventuelle Mieter würde es geben. 400 Interessenten hätten sich schon bei ihm gemeldet, sagt Heller. Bei vielen handle es sich um Familien. Die meisten lebten jetzt schon ohne Auto.

Noch gehört das Gelände dem Land. Nach Angaben der Finanzverwaltung soll es in den so genannten Liegenschaftsfonds eingebracht werden. Stimmt das Abgeordnetenhaus zu, könnte es spätestens 2001 ausgeschrieben werden, hieß es.

Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (für PDS) sagt, dass er die Idee grundsätzlich gut finde. Mit den konkreten Plänen sei er nicht ganz glücklich. Im Vergleich zu dem Gewinnerentwurf des Wettbewerbs von dem Architekten Max Dudler seien sie ihm zu "kleinstädtisch". Bezirk und Senat müssten sich nun auf verbindliche Ziele verständigten. Das "autofreie Wohnen" sollte berücksichtigt, Architekt Heller in Zukunft einbezogen werden, sagte Flierl.

Tobias Arbinger

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