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Autonome in Berlin: Militante schwächeln

Die linke Szene scheint geschwächt, das zeigte die Antirepressionsdemo am Sonnabend. Eine Analyse kurz vor dem 1. Mai.

Der 1. Mai kann kommen. Selten schien das Kräfteverhältnis zwischen den Autonomen und der Polizei so eindeutig wie in diesem Jahr. Am Samstag gelang der linksextremistischen Szene gar nichts, kein Steinhagel, keine Barrikaden, keine brennenden Autos. Der Protest gipfelte im Werfen einiger Bierflaschen. Die Polizei hatte die „Antirepressionsdemo“ in Moabit fest im Griff, ebenso die nächtliche Spontandemo in Kreuzberg. Das hat zwei Gründe: Der linken Szene fehlt eine Reibungsfläche, aus der sich Funken schlagen lassen, so wie das in Hamburg die Esso-Häuser gewesen sind. Gewalttätigen Protest gab es zuletzt vor drei Jahren bei der Räumung der Liebig 14 in Friedrichshain. Und zweitens: Die Polizei ist stärker und besser denn je. 1800 Beamte waren am Samstag im Einsatz, schon die schiere Masse erstickte den Protest. Und die Einsatztaktik wird klüger. Früher entzündete sich oft Krawall, wenn Demonstranten festgenommen wurden. Mittlerweile werden wiedererkannte Straftäter elegant und geräuschlos aus der Menge geholt. Früher gab es hohen Sachschaden und wenig Festnahmen. Heute ist es umgekehrt. Nur eines kann dieses neue Kräfteverhältnis vor dem 1. Mai noch zugunsten der Autonomen verändern: eine gewaltsame Räumung des Flüchtlingslagers auf dem Oranienplatz.

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