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Axel J. Arendt, der früherer Daimler- und Rolls-Royce-Manager, wird Mitglied des BER-Aufsichtsrates. Der 65-Jährige ist bereits Repräsentant für die Airportregion, etwa für die Luftfahrtausstellung ILA.

© IMAGO

Update

Axel Arendt übernimmt Kontrolle: Früherer Daimler-Manager geht in BER-Aufsichtsrat

Beim Hauptstadtflughafen BER soll offenbar ein Neustart probiert werden. Ein Nachfolger für BER-Chef Hartmut Mehdorn wird bereits gesucht. Und auch der Aufsichtsrat wird neu besetzt.

Der ehemalige Daimler- und Rolls-Royce-Manager Axel J. Arendt soll für Brandenburg in den Aufsichtsrat für den neuen BER-Hauptstadtflughafen einziehen. Das gab Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag in Potsdam bekannt. Ob Arendt auch den Vorsitz des Kontrollgremiums übernehme, ließ Woidke offen - darüber wird jedoch noch nicht bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag entschieden. Berlin und Brandenburg wollen einen externen Experten als Aufsichtsratsvorsitzenden, die Personalie Arendt ist allerdings bislang nicht mit Berlins designiertem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) abgestimmt. Wenn der keinen Besseren finde, laufe es aber auf Arendt als Nachfolger für den scheidenden Aufsichtsratschef und Regierenden Klaus Wowereit zu, hieß es.

Dietmar Woidke selbst bekräftigte noch einmal, dass er nicht Mitglied des Gremiums werden wolle: "Das ist auch eine Frage der Zeit, denn eigentlich ist es als Ministerpräsident fast unmöglich, die damit verbundenen Aufgaben so wahrzunehmen wie man müsste, angesichts der Komplexität des Projekts", sagte Woidke. Das bedeute aber nicht, dass er sich nicht mit dem Thema beschäftigen werde - so will er sich weiterhin in wöchentlichen Beratungen über den Fortgang des Projekts informieren.

Garvens ist Favorit, aber nicht der einzige Kandidat

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat inzwischen zugleich die Suche für eine Nachfolge von Flughafenchef Hartmut Mehdorn begonnen. Der Vertrag des 72-Jährigen läuft im Februar 2016 aus. Eine Verlängerung, die im Februar 2015 beschlossenen werden müsste, wollen vor allem Brandenburg und der Bund nicht. Nach Tagesspiegel-Informationen ist ein Headhunter eingeschaltet worden, und zwar vom Bundesverkehrsministerium. Dort ist der Unmut über Mehdorn besonders groß.

In Köln/Bonn sitzt Michael Garvens, der eine enge Berlin-Verbindung hat: Er war mal Chef beim Berliner Flughafen-Bodendienstleister GlobeGround.
In Köln/Bonn sitzt Michael Garvens, der eine enge Berlin-Verbindung hat: Er war mal Chef beim Berliner Flughafen-Bodendienstleister GlobeGround.

© dpa

Laut „Handelsblatt“ soll es am 15. Dezember mit einem potenziellen Kandidaten ein Gespräch von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und dem designierten Berliner Regierungschef Müller geben. An dem Treffen soll auch Rainer Bomba (CDU) – für das Bundesverkehrsministerium viele Jahre im Aufsichtsrat – teilnehmen. Bei dem Kandidaten handelt es sich demnach um Michael Garvens, bisher Chef des Flughafens Köln-Bonn. Die Eigner wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Garvens war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Am Abend hieß es aus Regierungskreisen in Brandenburg, dass wegen der Indiskretionen das Treffen nicht stattfinden werde. Garvens sei auch nicht der einzige Kandidat, hieß es übereinstimmend. Auch der Münchner Flughafenmanager Thomas Weyer wird genannt.

Das Verhältnis zwischen Mehdorn und der Politik, den Gesellschaftern Brandenburg, Berlin als Hauptgesellschafter und dem Bund, ist belastet. Grund sind immer wieder unabgestimmten Vorstöße Mehdorns und seine magere BER-Bilanz. Zuletzt hatte er in einem Interview mit dieser Zeitung die Einmischung der Politik beklagt. „Entweder der Aufsichtsrat traut seiner Geschäftsleitung oder er sucht sich eine neue, tauscht sie aus. Dazwischen gibt es nichts.“
Brandenburg stellt seine Flughafenpolitik neu auf. Weder Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) noch Landesminister werden im Aufsichtsrat vertreten sein, womit Brandenburg Empfehlungen des Potsdamer Landesrechnungshofes folgt. Eine BER-Eröffnung gilt inzwischen vor 2017 als unmöglich.

Weyer und Garvens haben beide etwas vorzuweisen

Das Verhältnis zwischen BER-Chef Hartmut Mehdorn und der Politik ist zerrüttet.
Das Verhältnis zwischen BER-Chef Hartmut Mehdorn und der Politik ist zerrüttet.

© dpa

Schon am Montag wollen sich Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, sowie Michael Müller, designierter Regierender Bürgermeister von Berlin, mit dem Kölner Flughafenchef Michael Garvens treffen. Auch Bundesvertreter sollen dabei sein, und Brandenburgs Vize-Ministerpräsident und Finanzminister Christian Görke (Linke), der sich bereits mit Garvens getroffen haben soll.

Dem Vernehmen nach ist Garvens der Favorit, aber nicht der einzige Kandidat. Auch der Münchener Flughafenmanager Thomas Weyer sei im Gespräch, berichten Luftfahrtkreise. Garvens und Weyer waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Es gebe Gespräche mit weiteren Kandidaten, hieß es am Montag in Gesellschafterkreisen.

In Berlin ist weniger der Betrieb eines Flughafens gefragt als vielmehr die Fertigstellung

Weyer war früher einer der Geschäftsführer beim Berliner Flughafen. Allerdings gilt auch er als ein Mann der klaren Worte. Im Untersuchsuchungsausschuss zum BER hatte er erst im Oktober die häufigen Personalwechsel beim Berliner Flughafenbetreiber kritisiert. Garvens wiederum, der an diesem Dienstag 56 Jahre alt wird, hat den Flughafen Köln-Bonn seit seinem Amtsantritt 2002 zu einem wichtigen deutschen Airport entwickelt. Zum einen setzte er dabei auf das Frachtgeschäft. So betreiben etwa UPS und FedEx dort Drehkreuze. Gleichzeitig konzentrierte sich Garvens auf die stark wachsenden Billig-Fluggesellschaften. Gerade erst ist es Garvens gelungen, die neue Billigplattform auf der Langstrecke, die Lufthansa zusammen mit Turkish Airlines im kommenden Jahr starten will, nach Köln-Bonn zu holen. Der Flughafen konnte sich damit gegen potente Rivalen wie München durchsetzen – für Garvens ein wichtiger Schritt, den Flughafen weiter zur Hauptdrehscheibe für die so genannten Low-Cost-Carrier in Deutschland zu machen.

In Berlin ist allerdings weniger der Betrieb des Flughafens als vielmehr dessen Fertigstellung die aktuell brennende Aufgabe. Mit den Schwierigkeiten um die nicht funktionierende Entrauchungsanlage ist klar, dass der Flughafen frühestens 2017 eröffnen kann, wenn alles gut läuft. Allerdings ist mit dem früheren Siemens-Manager Jörg Marks ein Technikchef da, der bei den drei Eigentümern des Flughafens einen guten Ruf genießt und zuletzt gemeinsam mit Mehdorn den Eindruck vermitteln konnte, dass man wenigstens weiß, was zu tun ist. Notfalls eben ohne Hartmut Mehdorn.

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