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Berlin: B wie Bürokratie

findet die „Hauptstadt“-Plakette provinziell Der Reisende aus Westen, so er per S-Bahn auf dem Bahnhof Friedrichstraße ankam, sollte gleich wissen, wo er sich befand: „Berlin – Hauptstadt der DDR“, das war schon auf dem Bahnsteig zu lesen, auf illuminiertem Glas, mit Hammer und Zirkel verziert. „Hauptstadt der DDR“ – es wurde einem immer wieder eingetrichtert.

findet die „Hauptstadt“-Plakette provinziell Der Reisende aus Westen, so er per S-Bahn auf dem Bahnhof Friedrichstraße ankam, sollte gleich wissen, wo er sich befand: „Berlin – Hauptstadt der DDR“, das war schon auf dem Bahnsteig zu lesen, auf illuminiertem Glas, mit Hammer und Zirkel verziert. „Hauptstadt der DDR“ – es wurde einem immer wieder eingetrichtert. Man hätte glauben können, die demonstrativen Hauptstädter müssten sich dessen stets aufs Neue versichern, um es zu glauben. Auf Ost-Berliner Autoschildern immerhin fehlte der Hinweis, man erkannte sie auch so. Mit der aus der Vergangenheit herübergeretteten Bescheidenheit ist nun Schluss: Das Auto mit dem Kennzeichen „B-…“ komme aus der „Bundeshauptstadt“, so wird die Zulassungsplakette Ortsunkundigen künftig mitteilen. Berlins Bürokratie hat das dringliche Problem gelöst, fürs Landeseinwohneramt einen neuen Namen zu finden: Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten. Das passte nicht mehr auf die Plakette, Kürzeres war gefragt. So besann man sich auf Dresden, Potsdam, Hannover, München, die auf Nummernschildern als „Landeshauptstadt“ daherkommen – vorbildhaft für Berlin.

Willkommen in der Provinz!

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