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Babyleichen-Fund: Mutter kann sich nicht erinnern

Die Mutter der neun toten Babys aus Brandenburg hat die Kinder nach eigenen Angaben allein zur Welt gebracht. Sie will aber keine Erinnerung an die Todesumstände haben. Bei den Entbindungen sei sie stets alkoholisiert gewesen.

Frankfurt (Oder) (02.08.2005, 17:53 Uhr) - «Sie will sich nur an die Entbindung der ersten beiden Kinder erinnern», teilte Staatsanwältin Anette Bargenda in Frankfurt (Oder) mit. Sie sei bei ihren Geburten stets betrunken gewesen. In dieser Situation habe sie eine Decke über das Neugeborene gelegt und sei wieder zu sich gekommen, als das Kind tot war, so sei ein Fall von ihr geschildet worden.

Anders als zunächst berichtet hat die Frau in keinem der neun Fälle "Gewalt gegen die Kinder" eingeräumt. Die Staatsanwaltschaft schränkte den Zeitraum der Geburten auf 1988 bis 1999 ein. Die Babyleichen waren am Sonntag in Blumentöpfen und einem Aquarium auf einem Grundstück im Ort Brieskow-Finkenheerd gefunden worden, auf dem die Mutter und eine Schwester der 39- Jährigen leben.

Sabine H., die seit langer Zeit in Frankfurt (Oder) lebt, habe erklärt, dass alle gefundenen Babys ihre Kinder seien. Ab der dritten Geburt habe sie sich allerdings beim Einsetzen der Wehen so stark betrunken, dass sie sich später an nichts mehr habe erinnern können. Laut Staatsanwaltschaft versteckte die Frau die toten Säuglinge in Blumentöpfen auf dem Balkon. Bei mehreren Umzügen habe sie die Töpfe mit den Leichen mitgenommen. Schließlich seien die Töpfe mit den Kinderleichen in die Garage des Elternhauses in Brieskow-Finkenheerd nahe der polnischen Grenze gebracht worden. Bei der Vernehmung habe die Frau den Eindruck erweckt, dass sie über die Entdeckung der Taten froh sei, hieß es.

Insgesamt hat die Frau vier lebende Kinder: Eine 21-jährige Tochter, zwei Söhne im Alter von 20 und 18 Jahren sowie ein kleines Mädchen unter zwei Jahren. Das Jugendamt Frankfurt (Oder) betreute kurzzeitig das jüngste Kind. Zwischen der Frau und ihrem Lebensgefährten war es im Juni zu Streitigkeiten gekommen, Nachbarn riefen die Polizei. Da die Beamten das Kind in verwahrlostem Zustand vorfanden, übergaben sie es zunächst der Großmutter und schalteten das Jugendamt ein.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft will niemand aus dem Umfeld der Frau etwas von den Schwangerschaften mitbekommen haben. Der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), Martin Patzelt (CDU), sagte, seine Behörden hätten keinerlei Indizien gehabt, dass diese schrecklichen Taten passierten.

Die Säuglinge wurden den Angaben zufolge alle ehelich geboren. Die verdächtige Mutter sei erst 2005 geschieden worden. Die Beziehung des Ehepaares sei zerrüttet und der Mann des öfteren für längere Zeit nicht bei der Frau gewesen. Die Behörden wollen per DNA-Test prüfen, ob alle Kinder von dem Ex-Ehemann stammen. Die Frau soll die Taten nach den bisherigen Erkenntnissen allein begangen haben.

Die Polizei schloss am Dienstag weitere Leichenfunde nicht aus. Mehrere Objekte in Frankfurt (Oder) und das Gelände des Elternhauses in Brieskow-Finkenheerd wurden erneut durchsucht.

Gegen die 39-Jährige war am Montag Haftbefehl erlassen worden. Sie sitzt in Untersuchungshaft. Die Leichen der Säuglinge waren am Sonntag bei der Entrümpelung der Garage entdeckt worden. (tso)

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