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Berlin: Badeschiff

Erst schwimmen, dann trinken? Nein, der compañero winkte ab, „Trinken reicht“.

Von Frank Jansen

Erst schwimmen, dann trinken? Nein, der compañero winkte ab, „Trinken reicht“. Er hatte Recht. Ein Abend im „Badeschiff“, dem noch jungen Trinidad-in-Treptow-Experiment, muss nicht mit Sportexzessen verbunden sein. Es guckte auch keiner schief, als zwei Mittvierziger in Sakkos auftauchten und sich in eine der rohen Sitzbänke fallen ließen, die mit dicken, olivgrünen Kissen gepolstert sind. Aus dieser bequemen Position heraus konnten drinking man und compañero das künstliche Strand-und-Pool-Areal gut beobachten. Und mussten nicht mehr tun, als ab und an Drinks zu besorgen.

Das „Badeschiff“ beginnt mit einem Strand, auf dem helle, klobige Holzmöbel herumstehen und ein Zeltdach zumindest einen Teil des Geländes vor Schauern schützt. Nach hinten begrenzen eine kleine Beach-Bar und ein noch kleinerer Crêpe-Kiosk den Strand. Unter dem Zeltdach spielte ein DJ synthetischen dance sound ab. Es puckerte und gluckerte ohne Ende. Die Spaßgesellschaft mag tot sein, in dieser Oase zuckt sie noch.

Der Strand geht über in eine Treppe und eine beplankte Terrasse. Zwischen Pfosten baumeln Hängematten, in Liegestühlen räkelt sich junges Volk. Dann kommt das „Schiff“: ein langer, eher schmaler Pool, durch den ein paar sehr sportliche Menschen (Chlorbrillen, schnittige Badekappen) kraulten. Dahinter entfaltet sich das schön-schaurige Panorama von schwarzbrauner Spree und graubraunem Osthafen. Ein großer Takraf-Kran ruht vor den renovierten Hafengebäuden, die an diesem Abend ziemlich tot wirkten. Manchmal kamen Passagierdampfer vorbei. Die Betreiber des Badeschiffs untersagen übrigens auf einem Schild, in die Spree zu hüpfen. Und fügen in Klammern hinzu, es sei auch nicht zu empfehlen. Glaubt man sofort.

Das Cocktail-Angebot ist mit fünf Getränken leicht zu erfassen. Die Badeschiffmeister wollen wohl drink-and-sink-parties vermeiden. So waren Mai Tai und Mojito keine wirklich intensiven Cocktails. Außerdem durfte der drinking man der Keeperella helfen, als sie beim Schütteln des Mai Tai das Glas nicht mehr aus dem Shaker herausbekam. Womöglich als Belohnung gerieten dann Watermelon Man und Caipirinha erstaunlich kräftig. Währenddessen gingen im Hafen gegenüber die Lichter an und unter einem dunkelroten Himmel begann das Panorama, romantisch zu verdämmern. Außer Trinken fällt einem da nichts mehr ein. Schon gar nicht Schwimmen.

Barschiff, vor der Arena Treptow, tägl. 8 bis 24 Uhr, Eintritt drei Euro. Nächste Woche stellt Christine Lang einen Club vor.

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