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Berlin: Bahn erteilt Konkurrenten Rangierverbot Privater Nachtzug muss deshalb am Ostbahnhof mit zwei Loks fahren

Die moderne Eisenbahn darf nicht mehr rangieren – zumindest nicht auf der Stadtbahn zwischen dem Ostbahnhof und Charlottenburg. Deshalb muss der Organisator des einzigen privat betriebenen Nachtzugs Deutschlands am Ostbahnhof für viel Geld zwei Lokomotiven einsetzen, um seinen Zug nach Malmö abfahrbereit machen zu können.

Die moderne Eisenbahn darf nicht mehr rangieren – zumindest nicht auf der Stadtbahn zwischen dem Ostbahnhof und Charlottenburg. Deshalb muss der Organisator des einzigen privat betriebenen Nachtzugs Deutschlands am Ostbahnhof für viel Geld zwei Lokomotiven einsetzen, um seinen Zug nach Malmö abfahrbereit machen zu können. Die Georg Verkehrsorganisation bietet diese Verbindung seit September 2000 an, nachdem sich die Bahn von diesem Verkehr zurückgezogen hatte. Seither hatte Georg schon mehrfach Probleme mit der Bahn.

Der Nachtzug fährt von Osten in den Bahnhof ein und verlässt ihn auch wieder Richtung Osten. Im Normalfall würde die Lokomotive den Zug in den Bahnhof schleppen, abkuppeln und über ein anderes Gleis ans entgegengesetzte Ende des Zuges fahren, um dort wieder anzukuppeln. Solche Rangierfahrten seien auf der Stadtbahn aber verboten, sagte der Wettbewerbsbeauftragte der Bahn, Alexander Hedderich.

Das Leben schwer gemacht

Das Verbot habe man nach dem Chaos von 1998 erlassen, als der Verkehr bei der Wiederaufnahme des Betriebes nach der Sanierung der Stadtbahn tagelang zusammengebrochen war. Georg braucht nun an jedem Ende des Zuges eine Lokomotive. Eine schleppt den Zug in den Bahnhof und bleibt dann stehen, die andere zieht die Wagen wieder hinaus.

Beim Rangieren würde ein Gleis 11 bis 15 Minuten lang blockiert, so Hedderich. Die Weiche zum Wechseln auf das andere Gleis liege fast am Bahnhof Jannowitzbrücke. Wie anfällig die Stadtbahn bei Störungen sei, habe sich zuletzt nach dem Fußball-Pokalendspiel im Olympiastadion am 11. Mai gezeigt. Weil in einem Zug die Notbremse gezogen worden war, hätten sich insgesamt 43 Züge zum Teil erheblich verspätet. Wäre in einem solchen Fall ein Gleis durch eine Rangierfahrt belegt, würde sich das Durcheinander noch verstärken, sagt Hedderich.

Rolf Georg wertet das Verhalten der Bahn dagegen als Versuch, ihm als Konkurrenten das Leben schwer zu machen. Schon mehrfach habe er dies gespürt. Erst habe ihm die Bahn Lokomotiven für seinen Zug zu einem zu hohen Preis angeboten, und dann habe die Erlaubnis, mit breiteren schwedischen Wagen zu fahren, lange auf sich warten lassen.

Besserung frühestens 2006

Die Verbindung wird von den schwedischen Staatsbahnen unterstützt. Auch die Handwerkskammern in Südschweden und Berlin hatten sich für den Fortbestand der Skandinavien-Züge eingesetzt, die von der Bahn AG gestrichen worden waren.

Weil die schwedischen Wagen breiter sind als deutsche, dürfen sie nur auf zugelassenen Strecken fahren. Georg, der zunächst vom Bahnhof Zoo abfuhr, musste deshalb auf den Bahnhof Lichtenberg ausweichen. Da sich viele Umsteiger auf dem Weg nach Lichtenberg aber verfahren hätten und der Bahnhof nachts zudem unattraktiv sei, habe er sich zum Umzug in den Ostbahnhof entschieden, der zentraler liege, so Georg.

„Und hier sind wir Georg stark entgegengekommen“, weist Hedderich den Vorwurf zurück, die Bahn wolle den Wettbewerb verhindern. Elf andere Züge der Bahn seien deshalb kurzfristig umdisponiert worden. Und einen Trost hat der Wettbewerbsbeauftragte auch: Wenn erst der Nord-Süd-Tunnel in Betrieb sei, was frühestens 2006 so weit sein soll, gebe es auch wieder Kapazitäten auf der Stadtbahn – sogar für Rangierfahrten im Bahnhof.Klaus Kurpjuweit

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