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Berlin: Bahn lässt Fahrgäste planmäßig warten

ICE-Züge halten nicht mehr am Zoo, stehen aber bis zu 18 Minuten im Hauptbahnhof

Die Bahn wagt es: Wie angekündigt, mutet sie ihren Fahrgästen zu, Ewigkeiten wartend im Zug im neuen Berliner Hauptbahnhof zu verbringen. Am vorgestellten Fahrplan, der vom 28. Mai an gilt, werde sich nichts mehr ändern, sagte ein Sprecher. Damit bleibt es dabei: Im Hauptbahnhof stehen auch die schnellsten Züge zehn oder gar 18 Minuten zwischen der Ankunft und der Weiterfahrt herum. Dabei hat die Bahn einen Milliardenbetrag ausgegeben, um den Zugverkehr nach und durch Berlin zu beschleunigen. Und den Bahnhof Zoo koppelt sie vom Fernverkehrsnetz ab, damit, wie die Bahn behauptet, vier Minuten Fahrzeit eingespart werden kann.

Für die Verkehrsexpertin der PDS, Jutta Matuschek, ist der Fahrplan der Bahn „absurd“. Nach den Milliardeninvestitionen müsse der Fahrgast von jedem Bahnhof aus schneller ans Ziel kommen als vorher. In Zukunft dauern die Fahrten jedoch zum Teil sogar länger.

Ein Beispiel: Wer aus dem Süden der Stadt vom heutigen Bahnhof Papestraße nach Hamburg fahren will, braucht dafür derzeit 2.01 Stunden. Dabei muss man aber mit der S-Bahn von Papestraße bis Westkreuz fahren und dort umsteigen, um mit der S-Bahn weiter zum Bahnhof Zoo zu gelangen, wo der ICE nach Hamburg abfährt.

Nach dem Fahrplanwechsel kann man zwar an der Papestraße, wo der Bahnhof dann Südkreuz heißen wird, sofort in den ICE steigen, doch bei einigen Verbindungen ist der Zug trotzdem nur fünf Minuten eher als heute in Hamburg, nämlich in 1.56 Stunden. Der schnelle Zug erreicht zwar nach bereits fünf Minuten die unterirdische Halle des neuen Hauptbahnhofs; doch dort bleibt er dann bis zu 18 Minuten stehen. Offiziell wirbt die Bahn mit einer Fahrzeit nach Hamburg von 93 Minuten. Gemessen wird dabei aber nur die Zeit von der Abfahrt im Hauptbahnhof bis zur Ankunft in Hamburg.

Die Bahn schafft es auch, die Züge auf der Schnellfahrstrecke Richtung Hannover langsamer zu machen als heute, obwohl sie auf den Halt im Bahnhof Zoo verzichtet. Heute benötigt der ICE vom Ostbahnhof bis Hannover – mit Stopp im Bahnhof Zoo – 1.47 Stunden. Vom 28. Mai an sind die Züge drei Minuten länger unterwegs; auch hier ist ein längerer Aufenthalt im Hauptbahnhof vorgesehen.

Beim Fahrplan müsse man die derzeitigen Baumaßnahmen im Leipziger Hauptbahnhof, wo ein Tunnel für den Regionalverkehr gebaut wird, ebenso berücksichtigen wie den Engpass Hamburg, sagte ein Bahnsprecher. Deshalb könnten die Züge nur zu bestimmten Zeiten in Leipzig ankommen und abfahren, was sich bis Berlin auswirke. Um dann wieder „in den Takt“ zu kommen, müssten die Züge in Berlin warten. Nach Hannover verlängere sich die Fahrzeit, weil in Zukunft alle ICE-Züge in Spandau halten; bisher stoppte dort nur jeder zweite ICE.

Die Bahn hofft aber, die Wartezeiten in Berlin zum Fahrplanwechsel im Dezember verringern zu können – falls es dann nicht andere Engpässe im Netz gibt.

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