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Berlin: Bahn prüft S-Bahn nach Kleinmachnow

Teilstrecke der früheren „Stammbahn“ könnte eingleisig wieder in Betrieb genommen werden – nach einem Vorschlag der CDU

Kleinmachnow - Der Wiederaufbau der so genannten „Stammbahn“ im Süden Berlins kommt wieder in Fahrt. Die Bahn AG prüft nach Angaben eines Sprechers einen Vorschlag der Berliner CDU, Zehlendorf mit Düppel/Kleinmachnow und dem Europaparc Dreilinden per S-Bahn zu verbinden. Diese Variante sei billiger als der bisher vorgesehene Wiederaufbau für Regionalzüge, sagen der neue Bundestagsabgeordnete aus Zehlendorf, Karl-Georg Wellmann, und der CDU- Verkehrsexperte Alexander Kaczmarek. Beide haben den Plan mit dem S-Bahn- Anschluss entwickelt und jetzt in das Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht.

Ganz neu ist die Idee nicht. Schon 1948 ließ die Reichsbahn den auf West- Berliner Gebiet liegenden Rest der im Krieg zerstörten ersten preußischen Eisenbahn von Berlin nach Potsdam zwischen Zehlendorf und Düppel für die S-Bahn elektrifizieren. Auf dem eingleisigen, 2,5 Kilometer langen Abschnitt pendelte fortan ein kurzer Zug zwischen beiden Stationen. 1972 baute die Reichsbahn dazwischen noch den Haltepunkt Zehlendorf Süd.

Das Ende des Zugverkehrs auf der Stammbahn kam 1980, als die Reichsbahner in West-Berlin streikten. Nach Streikende wurde, wie auf vielen anderen Strecken im Westteil der Stadt, auch auf der Stammbahn der Verkehr nicht wieder aufgenommen.

Nach der Wende gab es schnell Pläne, die Stammbahn als Verbindung zwischen Griebnitzsee und Zehlendorf mit Fortsetzung bis zum Nord-Süd-Tunnel in Berlins Stadtmitte zu reaktivieren. Auf der Strecke sollten Regionalzüge fahren.

Groß war aber auch der Widerstand. Die Bahn zierte sich, weil die Kosten immer höher stiegen und sie an der Wirtschaftlichkeit der Strecke zweifelte. Am Schluss war der zweigleisige Wiederaufbau mit Kosten von mehr als 200 Millionen Euro veranschlagt. Und Anwohner wehrten sich in einer Bürgerinitiative, weil sie keinen Zugverkehr vor ihren Gärten und Häusern haben wollten. So tat sich jahrelang fast gar nichts.

Allerdings ließ die Bahn beim Bau des Nord-Tunnels in Berlin bereits ein Bauwerk errichten, über das die Züge der Stammbahn in den Tunnel fahren könnten. Wird die Strecke nicht wieder aufgebaut, müsste das Geld dafür – immerhin 26 Millionen Euro – an den Bund zurückgezahlt werden, der es vorgeschossen hat.

Kaczmarek wertet den vorgeschlagenen eingleisigen S-Bahn-Betrieb als Vorleistung für den vollständigen Wiederaufbau der Stammbahn. So könne man die Rückzahlung vermeiden, ist er überzeugt. Diese Variante würde rund 35 Millionen Euro kosten, während die „teure Komplettvariante“ in naher Zukunft nicht finanzierbar sei. Ein späterer Ausbau zu einer zweigleisigen Regionalbahn wäre aber nicht ausgeschlossen.

Für einen schnellen Wiederaufbau der gesamten Strecke zwischen Griebnitzsee und Zehlendorf setzt sich dagegen der Berliner Fahrgastverband IGEB ein. Dessen Vorsitzender Christfried Tschepe verweist darauf, dass die Regionalexpress-Züge zwischen Potsdam und Berlin, die über die Stadtbahn fahren, schon heute oft überfüllt seien. Die Stammbahn über Zehlendorf würde, so Tschepe, dringend benötigte zusätzliche Kapazitäten schaffen.

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