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Bahn: Verspätungen bei ICE nach Hamburg

In den kommenden Monaten müssen Zuggäste von und nach Hamburg 40 Minuten längere Fahrzeiten einkalkulieren. Am Sonntag hatten die umgeleiteten ICE-Züge teilweise bis zu einer halben Stunde Verspätung.

Die am Sonntag erstmals über eine Nebenstrecke umgeleiteten ICE-Züge von und nach Hamburg hatten teilweise Verspätungen von bis zu einer halben Stunde. Ohnehin müssen ICE-Fahrgäste in den kommenden dreieinhalb Monaten 40 bis 45 Minuten längere Fahrzeiten in die Hansestadt einkalkulieren. Wie berichtet, fahren die Schnellzüge bis zum 13. Juni nicht über die Stammstrecke Wittenberge-Ludwigslust, sondern werden über Stendal und Uelzen umgeleitet. Während der Vollsperrung zwischen Nauen und Wittenberge müssen 250 000 Betonsschwellen ausgetauscht werden, die wegen Fabrikationsfehlern zerbröseln. Die Strecke war erst 2004 für Tempo 230 eröffnet worden. Seitdem fuhren die Züge in 90 Minuten zwischen beiden Städten, mit 10 000 Fahrgästen pro Tag gilt sie mittlerweile als Paradestrecke der Bahn.

Ein großer Abschnitt der nun gefahrenen Umleitungsstrecke ist nur eingleisig, er vor allem gilt als potenzielle Verspätungsursache. Denn jeder Zug selbst mit geringem Verzug bringt automatisch den Fahrplan der entgegenkommenden Züge durcheinander. So hatte der ICE, der Berlin-Hauptbahnhof um 9.26 Uhr verließ, in Hamburg 30 Minuten Verspätung – letztlich waren die Fahrgäste fast doppelt so lange unterwegs wie in den vergangenen Jahren. Auf der Ankunftstafel in Hamburg leuchtete für ICE 934 als Grund für die Verzögerung denn auch auf: „Warten auf Gegenzug“. Und die Bewährungsprobe am Sonntagabend und Montagmorgen mit sehr hohem Fahrgastaufkommen stand gestern Nachmittag noch aus, wie die Bahn sagte.

Sie hatte die Vollsperrung vor einem Jahr angekündigt und 30 Minuten Fahrzeitverlängerung genannt. Experten hatten dem schon damals im Tagesspiegel widersprochen und bis zu 50 Minuten prognostiziert. Denn der Abschnitt Stendal-Uelzen ist nicht nur eingleisig, sondern auch nur für Tempo 160 zugelassen.

Die Fahrpreise, die die Bahn 2004 kräftig auf dieser Strecke erhöht hatte, bleiben konstant. Als Entschuldigung gibt es nur eine Zeitung und ein Gratisgetränk. „Das ist zu wenig“, sagte Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb gestern. Zudem kritisierte er die Bahn, die beim Ausbau der Strecke auf Tempo 230 zwischen 2002 und 2004 auf den Austausch der Schwellen verzichtet hatte, obwohl die Mängel bekannt waren. Wie berichtet, war die Bahn vom Tempo des Zerbröselns überrascht.

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