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Berlin: Bahn zieht Mitarbeiter vom Ticket-Schalter ab

Besonders großer Einschnitt am Zoo. Fahrscheinverkauf wird stärker an Automaten und ins Internet verlagert

Im Bahnhof Zoo steht die Bahn nach Ansicht der Eisenbahnergewerkschaft Transnet vor einem Chaos beim Fahrscheinverkauf. Die Bahn zieht jetzt wie angekündigt in ihrem größten Reisezentrum von den 115 Mitarbeitern 30 ab. Sie sollen andere Aufgaben bei der Bahn übernehmen. Damit reagiere die Bahn auf die zunehmende Nutzung der Automaten und des Internets beim Fahrscheinkauf, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Längere Wartezeiten am Schalter erwartet er nicht. Michael Klein von der Eisenbahnergewerkschaft Transnet wirft der Bahn dagegen vor, sie wolle mit dem Personalabbau, den es in geringerem Maß auch in anderen Verkaufsstellen gibt, die Fahrgäste an die Automaten oder ins Internet zwingen. Wer dort nicht klarkommt, müsse nun am Schalter länger warten.

Dabei sind die Schlangen dort schon heute meistens lang. Denn der Kauf eines Fahrscheins ist immer noch fast eine Wissenschaft. Nur wer sich im Preissystem auskennt, kann gleich zum Automaten gehen oder im Internet buchen. Wer sich aber beraten lassen will, ist auf die Mitarbeiter am Schalter angewiesen. Und in Reisebüros, zu denen Kunden früher auswichen, ist die bloße Auskunft inzwischen auch meist gebührenpflichtig. Selbst wer sich vor dem Kauf telefonisch informieren will, muss bei der Einzelberatung inzwischen viel zahlen, wenn das Gespräch lange dauert. Nur die computergesteuerte Fahrplanauskunft ist gratis.

Der Bahn ist der Verkauf der Fahrscheine am Schalter zu teuer geworden, weil dafür viel Personal benötigt wird. Dass ausgerechnet im Bahnhof Zoo so viel Personal verschwindet, stieß zwar auf Protest – doch es war vergeblich. Dabei hatte die Bahn in den vergangenen Jahren nach zum Teil heftiger Kritik an den langen Wartezeiten das Reisezentrum mehrfach erweitert. Größer geworden ist dabei allerdings auch schon in der Vergangenheit der Automaten-Bereich, der nun nicht aufgestockt wird.

Den Abschied vom persönlichen Service am Schalter betreibt die Bahn nach Ansicht von Klein gezielt. Wer zum Schalter kommt, muss nämlich schon lange häufig mehr zahlen. Eine Platzreservierung durch die Mitarbeiter kostet zum Beispiel drei Euro. Beim Buchen des Fahrscheins im Internet gibt es die Reservierung dagegen gratis. Und auch Sonderangebote wie das Schönes-Wochenende-Ticket oder der Sommer-Spezial-Preis sind am Schalter teurer – bis zu 17 Prozent. „So schreckt man Kunden ab“, sagt Klein.

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