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Schuld ist einzig Bombardier: Vor dem Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses wurde Rüdiger Grube nur in seinen Vorwürfen gegen den Hersteller der S-Bahnen konkret.

© dapd

Bahnchef Grube im Abgeordnetenhaus: Kaum Antworten auf S-Bahn-Chaos

Bahnchef Grube redet endlich vor dem Parlament. Doch außer Schuldzuweisungen gegen den Triebwagenhersteller Bombardier sagt er wenig Konkretes. Dieser weist die Vorwürfe scharf zurück.

Zweieinhalb Stunden viel geredet – und dabei nicht viel gesagt. Wie die Fahrgäste für das Winterchaos bei der S-Bahn entschädigt werden sollen, ließ Bahnchef Rüdiger Grube am Montag vor dem Verkehrsausschuss des Parlaments ebenso unbeantwortet wie die Frage, wann es bei der S-Bahn wieder einen normalen Betrieb geben wird. Die meisten Abgeordneten und Besucher im voll besetzten Raum waren enttäuscht vom Auftritt Grubes.

Dabei waren vorher die Erwartungen hoch. Nicht nur der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte angenommen, dass Grube sagen würde, wie die Fahrgäste für die langen Wartezeiten wegen der ausgefallenen und verspäteten Züge in diesem Winter nochmals entschädigt werden sollten. Es seien noch Abstimmungsgespräche mit der BVG erforderlich, begründete Grube das Zögern. Ende des Monats sollen die Fahrgäste aber Klarheit haben.

Länger wird es dauern, bis sie wissen, wann sie sich wieder auf die S-Bahn verlassen können. Hier will sich Grube nicht nochmals festlegen wie Anfang 2010, als er angekündigt hatte, im Dezember 2010 werde die S-Bahn wieder nach Fahrplan fahren; allerdings mit weniger Wagen als benötigt. Schon im Herbst war klar, dass die S-Bahn dieses Ziel nicht erreichen konnte – und dann kamen Schnee und Eis hinzu, was zum neuerlichen Chaos führte.

Die damalige Zusage habe er unter dem Vorbehalt gemacht, dass das Eisenbahn-Bundesamt keine weiteren Auflagen für den Betrieb mache, sagte Grube am Montag. Im März hätten dann aber alle Fahrzeuge der Baureihe 485 stillgelegt werden müssen, weil sich herausgestellt hatte, dass zugesagte Kontrollen der Räder seit 2000 „einfach ignoriert“ worden seien; zudem bemerkte man, dass seit 2004 nicht zugelassene Räder eingebaut worden waren. Im Einsatz waren damals aber gerade noch 15 Doppelwagen dieser Baureihe, die anderen rund 60 waren bereits abgestellt.

Auch die Anordnung, die Behälter für den Bremssand von Oktober an täglich zu kontrollieren, habe den „Hochlaufplan“ durchkreuzt, weil der betriebliche Aufwand für das Überprüfen sehr hoch sei. Bei einem Auffahrunfall 2006 war der Sandbehälter leer; bis Oktober 2010 hatte es dem Eisenbahn-Bundesamt gereicht, die Behälter nur alle zwei Wochen und später alle sieben Tage zu kontrollieren.

Deutlich wurde Grube nur gegenüber dem Hersteller der Pannenzüge. Der eigentliche Auslöser für die Krise der S-Bahn sei „die mangelhafte und falsch konstruierte Fahrzeugflotte der Baureihe 481 eines bekannten Herstellers,“ sagte Grube. Und meint damit den Bombardier-Konzern, der die 500 Doppelwagen hergestellt hat. Die Mängel seien kurz- und mittelfristig nicht lösbar, sagte Grube. Deshalb müsse man jetzt beginnen, einen neuen Fahrzeugtyp zu entwickeln.

Bombardier- Deutschland-Chef Klaus Baur konterte: Bombardier habe gebaut, was die Bahn verlangt habe. Ausgangsbasis seien immer die detaillierten Vorgaben des Auftraggebers.

Entscheidend für den Zustand der Bahnen sei auch deren Wartung, sagen Experten. Und hier haperte es bei der S-Bahn in den vergangenen Jahren gewaltig, wie Insider immer wieder bestätigen. Dazu sagte Grube nicht viel. Er verwies nur darauf, dass Werkstätten wieder geöffnet und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden seien.

Vertreter aller Parteien im Ausschuss waren hinterher enttäuscht. Auch die Ankündigung Grubes, öfter in den Ausschuss kommen zu wollen, änderte daran nichts. Immerhin: Seit Montag fahren die S-Bahnen wieder wie vor der jüngsten Winterkrise, aber noch lange nicht im Normalbetrieb. Klaus Kurpjuweit

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