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Tagsüber ist die Welt in Ordnung. Nachts fehlen ein paar beleuchtete Buchstaben.

© imago/STPP

Bahnhöfe in Berlin und Potsdam: "FLUG AF SC ÖN LD": Ein ulkiger Schriftzug und die Lösung

Am Flughafen-Bahnhof Schönefeld versteckt die Bahn den defekten Schriftzug hinter Werbung. Auch für die Ruine des einstigen Potsdamer Hauptbahnhofs gibt es eine Idee.

Der damalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hatte nur eine Lösung: Abreißen. Mehr fiel ihm nicht ein, als er vor Jahren den mit dem Charme der DDR gebauten Bahnhof Schönefeld besichtigt hatte. Das Gebäude steht immer noch. Nach und nach verabschiedet sich aber die Bahn von ihm. Die Schalter sind seit 2014 geschlossen, die Türen verrammelt. Und jetzt hat die Bahn auch noch die riesige Leuchtschrift „BAHNHOF FLUGHAFEN BERLIN–SCHÖNEFELD“ ausgeschaltet. Oder genauer: Was von ihr übrig geblieben war.

Die Leuchten in den einzelnen Buchstaben hatten nach und nach ihren Geist aufgegeben. Und so begrüßte die Bahn zuletzt Fluggäste aus aller Welt, die zum Bahnhof gingen, schon von weitem mit dem Restschriftzug: „BAH OF FLUG AF LFRL –SC ÖN LD.“ Damit Fluggäste erst gar nicht zweifeln, ob sie wirklich in der Hauptstadt des technisch so hochgerüsteten Deutschland angekommen sind, hat die Bahn ganz pragmatisch reagiert – und den Schalter auf Aus gedreht.

Damit auch tagsüber kein Missverständnis aufkommt und Passagiere auf dem Weg zum Zug das – unzugängliche – Bahnhofsgebäude suchen, will die Bahn den Schriftzug nun verhängen – mit Werbung. So kommt dank der maroden Anlage wenigstens noch etwas Geld in die Kasse des Konzerns.

Reparieren lassen will die Bahn den großen Schriftzug zumindest vorläufig nicht. Ersatzteile für die Anlage aus DDR-Zeiten gebe es nicht mehr, heißt es bei der Bahn. Die Leuchtmittel müssten einzeln angefertigt werden, was enorm teuer wäre, sagte ein Sprecher. Und zudem könnte dann die lukrative Idee mit der Werbung nicht umgesetzt werden.

Zumindest vorläufig soll der Bahnhof nicht abgerissen werden

Ob es irgendwann einen völlig neuen Schriftzug gibt, ist ungewiss. Immerhin will die Flughafengesellschaft die jetzigen Terminalanlagen noch jahrelang weiter nutzen. Und Passagiere, die dort landen und mit dem Zug in die Stadt wollen, steuern dann weiter den Bahnhof an. Da wäre eine Orientierungshilfe nicht schlecht.

„Vorausschauend“ erarbeite die Bahn derzeit ein Konzept, wie das Gelände künftig entwickelt und genutzt werden könne, sagte der Bahnsprecher weiter. Bevor es an die weitere Planung gehe, müssten die Modelle und Konzepte hinsichtlich ihrer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit bewertet werden. Auch der von Mehdorn vorgeschlagene Abriss war schon ernsthaft erwogen worden.

Zumindest vorläufig ist er nicht vorgesehen. In Absprache mit dem Innenministerium soll das Gebäude weiter als Reserve für die Aufnahme von Flüchtlingen vorgehalten werden, falls deren Zahl wieder steigen sollte. Ende 2015 war das Gebäude für mit dem Zug angekommene Geflüchtete als Ankunfts- und Erstversorgungsstation genutzt worden.

Während die Zukunft des Schönefelder Bahnhofs, einst als Vorzeigeobjekt der Reichsbahn gebaut, ungewiss ist, soll ein anderer heruntergekommener Bahnhof, der einst sogar als Hauptbahnhof firmierte, wieder aufgepäppelt werden: Die Station Pirschheide in Potsdam, die heute eher einer Ruine gleicht als einem Bahnhof.

Frühestens 2020 könnten die Bauarbeiten beginnen

Auf der einst nach Schönefeld bedeutendsten Station am Berliner Außenring halten derzeit nur noch einmal stündlich Züge der Linie RB 23 (Potsdam–Michendorf) am unteren Bahnsteig. An den beiden oberen Bahnsteigen mit ihren vier Gleisen stoppen seit 1999 keine Züge mehr. Dabei hielten hier bis 1991 sogar alle Potsdam tangierenden Fernzüge.

Die Bahn verrammelte das zusehends verfallende Gebäude und die Verbindungstreppen der Bahnsteige und verlegte die oberen Gleise so, dass sie nicht mehr direkt am Bahnsteig liegen. Die Züge der RB 22 (Berlin–Friederichstraße/Potsdam–Königs Wusterhausen) fahren jetzt ohne Halt durch den einstigen Hauptbahnhof von Potsdam.

Die Bahn und das Land haben jetzt nach Angaben eines Bahnsprechers vereinbart, mit der Vorplanung für die Wiederinbetriebnahme der oberen Ebene des Bahnhof zu beginnen. Frühestens 2020 könnten dann zwei Außenbahnsteige entstehen, Abrissarbeiten erfolgen und auch der untere Bahnsteig von Grund auf saniert werden, teilte der Bahnsprecher mit. Wie weit das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude wieder instandgesetzt wird, ist aber noch unklar. Vielleicht reicht es ja zu mehr als einem erneuerten Schriftzug. Vor allem, wenn in der Umgebung Wohnungen gebaut werden, wie erwogen wird.

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