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Bahnstationen in Berlin: Hauptbahnhof und Co.: Die Unvollendeten

Am Hauptbahnhof fehlen Zubringer, am Südkreuz gibt es weiter keine Parkhäuser und am Gesundbrunnen kommt das Empfangsgebäude mit reichlich Verspätung: Sieben Jahre nach der Eröffnung liegt bei Berlins großen Bahnstationen noch so einiges im Argen.

Das verflixte siebente Jahr ist überstanden – jetzt kann es nur noch besser werden. Am 26. Mai 2006 wurde Berlins Hauptbahnhof eröffnet, zwei Tage später nahm die Bahn dann dort sowie in den neuen Fernbahnstationen Gesundbrunnen und Südkreuz den Betrieb auf. Trotz der langen Zeit, die seither vergangen ist, sind zahlreiche Schwachstellen von damals bis heute nicht beseitigt.

HAUPTBAHNHOF

Der von Meinhard von Gerkan entworfene Hauptbahnhof ist ein architektonischer Hingucker geworden. Ob allerdings wirklich täglich 300 000 Menschen zum Bahnhof kommen oder ihn durchqueren, wie die Bahn behauptet, bleibt dahingestellt. Die Station mit acht Gleisen im Untergrund für die Nord-Süd-Verbindung und sechs Gleisen auf der oberirdischen Ost-West-Trasse ist der größte so genannte Turmbahnhof Europas. Der Nachteil: Wer von oben nach unten muss oder umgekehrt, hat lange Wege über mehrere Treppen zurückzulegen. Wer per Aufzug fahren will, muss sich meist gedulden: Sie halten oft und sind sehr langsam. Dass die Zugänge zu den äußeren Gleisen im Untergrund nur schwer zu finden sind, ist auf das Konzept des Einkaufsbahnhofs zurückzuführen.

Weil vor allem den Geschäften der meiste Platz gewährt wurde, fehlte oft der Raum für die Bahneinrichtungen. Erst jetzt wird eines der beiden Reisezentren der Bahn vergrößert, auch die Lounge ist nachträglich umgebaut worden. Und erst nachdem sich Fahrgäste beschwert hatten, dass es keine Warteräume gebe, hat die Bahn dafür einen kleinen Bereich in einem Zwischengeschoss, versteckt am Ende, geschaffen – zugänglich nur mit einem gültigen Fahrausweis. Während des Tagesspiegel-Checks hatten dort exakt zwei Fahrgäste Platz genommen. Aber auch zusätzliche Bänke sind inzwischen im gesamten Bahnhof installiert worden.

Zu erreichen ist der Bahnhof im Nahverkehr auch sieben Jahre nach der Inbetriebnahme nur mit der Ost-West-S-Bahn und mit Zügen des Regionalverkehrs; dort aber immerhin aus allen Himmelsrichtungen. Die einst zur Eröffnung geplante Straßenbahn über die Invalidenstraße kommt frühestens 2015; auch die Nord-Süd-S-Bahn, S 21 genannt, lässt mindestens bis 2017 auf sich warten. Immerhin wird an beiden Projekten inzwischen gebaut.

Für Autofahrer gibt es zwar ein Parkhaus, doch der Weg dorthin ist immer noch schwer zu finden, obwohl die Beschilderung inzwischen verbessert worden ist. Die Zufahrtsstraße vor dem Eingang ist weiter eine Zumutung, eng und meist verstopft durch Autos, die im Halteverbot stehen. Auch fürs Abstellen von Fahrrädern fehlt weiter Platz. Ein einst geplantes Parkhaus für Fahrräder ist weiter nicht in Sicht.

GESUNDBRUNNEN

Der Bahnhof im Norden der Stadt dürfte weltweit der einzige Bahnhofsneubau sein, der ohne Empfangsgebäude in Betrieb gegangen ist. Erst in diesem Jahr hat die Bahn mit dem Bau begonnen. Errichtet wird ein großes Dach, unter dem es Schalter und einige Geschäfte geben soll. Auch in Gesundbrunnen fehlen Abstellflächen für Fahrräder; sie werden nun vor allem in der nördlichen Verbindungsbrücke angekettet. Und an den drei Fernbahnsteigen fehlen bis heute abwärts führende Rolltreppen.

SÜDKREUZ

Unvollendet ist bis heute auch diese Station, die als Autofahrerbahnhof konzipiert war. Im Norden und Süden sollte es Parkhäuser für umsteigewillige Autofahrer geben – privat finanziert. Weil sich dafür niemand fand, baute die Bahn jeweils nur eine Ebene, die als Bahnsteigdach gebraucht wurde. Genutzt wird nur die südliche. Weil es Aufzüge zu den Bahnsteigen erst gibt, wenn die Parkflächen in die Höhe gewachsen sind, müssen Umsteiger zu Fuß gehen – es sind ja nur 60 Stufen.

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