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Lückenhaft. Der Ersatzplan der Berliner S-Bahn zeigt, wo es noch rollt. Die Ringbahn steht still, die fahrenden Linien verkehren im 20-Minuten-Takt, manche Strecken werden mit Ersatzverkehr durch Busse bedient.

© S-Bahn Berlin/ Anna Schmidt (Tsp)

Bahnstreik in Berlin: Wie Sie trotz GDL-Streik ans Ziel kommen

Die Berliner S-Bahn fährt nach einem Ersatzfahrplan, die BVG verstärkt indes ihr Angebot. Unser Service zum Streik.

Jetzt geht es wieder los. Zum neunten Mal streiken die Mitglieder der Gewerkschaft GDL bei der Bahn. Fahrgäste müssen sich erneut umstellen. Und obwohl viele bei den vergangenen Streiks andere Wege gefunden haben, ist dies stets eine Herausforderung. Ein Überblick:

S-BAHN MIT ERSATZPLAN

Wie bei den vorangegangenen Streikaktionen, immerhin schon acht, hat die S-Bahn einen Ersatzfahrplan aufgestellt, der zuletzt auch verlässlich umgesetzt worden war. Trotzdem waren Züge oft nur schwach besetzt, weil vielen Fahrgästen das Vertrauen wohl doch fehlte. Vor allem die BVG hofft, dass nun mehr S-Bahn-Fahrgäste bei der Stange bleiben und nicht auf Bahnen und Busse der BVG ausweichen, die bei den zurückliegenden Streiks oft überfüllt waren.

Der Fahrplan der S-Bahn basiert auf der Annahme, dass rund 160 Fahrer zum Dienst kommen; im Normalbetrieb sind 480 erforderlich. Geht der Plan auf, kann die S-Bahn auf mehreren Linien die Züge alle 20 Minuten fahren lassen. Die Ringbahn sowie die Linien S 25  (Teltow Stadt–Hennigsdorf), S 45 (Flughafen Schönefeld–Südkreuz), S 47 (Spindlersfeld–Hermannstraße), S 75 (Wartenberg–Westkreuz) sowie S 8 (Grünau–Birkenwerder) und S 85 (Grünau–Waidmannslust) verkehren nicht. Nicht alle Linien werden komplett befahren; und zum Teil gibt es Ersatzverkehr mit Bussen.

REGIO MIT VIELEN AUSFÄLLEN

Im Regionalverkehr werden die Fahrten der roten Züge der Deutschen Bahn zum großen Teil ausfallen; Fahrten soll es unter anderem mit dem Regionalexpress RE 1 (Magdeburg–Frankfurt/Oder) geben. Die bunt lackierten Bahnen der Bahn-Konkurrenten, die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg), die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) sowie die Eisenbahngesellschaft Potsdam in der Prignitz, sind vom Streik nicht betroffen.

FERNVERKEHR ZU 30 PROZENT

Ziel der Bahn ist es, im Fernverkehr etwa ein Drittel der üblichen Fahrten anzubieten. Von Berlin aus zu erreichen sind unter anderem Hamburg, München oder Köln. Aktuelle Informationen gibt es unter der Gratis-Nummer 08000 99 66 33 und im Internet. Der Fernbusanbieter Berlin Linienbus, an dem die Bahn beteiligt ist, erkennt während des Streiks Tickets der Bahn auf der gebuchten Strecke an, sofern es noch Sitzplätze gibt. Man rechne mit einem noch nie dagewesenen Kundenansturm, sagte Geschäftsführer Jörg Schaube.

FAHRKARTEN OHNE FAHRZEUG

Fahrgästen, die ihre Reise nicht wie geplant vornehmen können, erstattet die Bahn auf Antrag den Ticketpreis. Reisende mit Zugbindung können auch den nächsten – höherwertigen – Zug nutzen. Ausgenommen sind Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis (Schönes Wochenende-, Quer-durchs-Land- oder Länder-Tickets) sowie reservierungspflichtige Züge. Zudem gelten die gesetzlichen Fahrgastrechte für Ausfälle und Verspätungen , die laut Europäischem Gerichtshof auch bei einem Streik greifen.

ERSTATTUNG IM NAHVERKEHR

Einen rechtlichen Anspruch auf Ausgleichszahlungen haben Fahrgäste im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) nach Angaben von Sprecherin Elke Krokowski nicht. Wer eine Monats- oder Jahreskarte habe, könne versuchen, sich auf dem Kulanzweg Geld zurückzuholen. Auch das Einschalten der Schlichtungsstelle sei möglich. Deren Geschäftsführer Heinz Klewe verwies allerdings darauf, dass es im dichten Berliner Netz zahlreiche Ausweichmöglichkeiten gebe. Auch deshalb seien keine pauschalen Erstattungen vorgesehen.

DIE BVG STOCKT AUF

Die BVG hat am Dienstag einen „maximalen Personal- und Fahrzeugeinsatz“ angekündigt. Vor allem auf den Straßenbahnlinien M 5, M 6, M 8 und 27 will sie zeitweise längere Fahrzeuge als üblich einsetzen. Bei den Bussen und der U-Bahn entschieden die Leitstellen bei Bedarf, wo zusätzliche Fahrzeuge fahren sollen. Große Reserven hat die BVG aber nicht mehr. Zudem verstärke man an Umsteigeknoten die Zahl der Servicemitarbeiter, die Auskünfte geben und bei großem Andrang etwa auch den Einstieg bei den Bussen ordnen sollen, teilte die BVG mit. Auch Freiwillige machten mit. Zu einer besonderen Herausforderung wird der Karneval der Kulturen am Wochenende, dessen Besuchermassen auch ohne Streik die BVG schon vor Probleme stellen.

Bei einem langen Streik befürchtet BVG-Sprecherin Petra Reetz, dass der Wartungsaufwand erheblich steigt, weil das Material stark belastet werde. Bei der U-Bahn hatte es bei den früheren Streiks vor allem Defekte an den Türen gegeben, wenn Fahrgäste sie gewaltsam aufgehalten hatten. Bei älteren Baureihen müssen die Züge dann komplett aus dem Verkehr genommen werden, weil die Türen nicht einzeln gesperrt werden können. Die BVG rechnet mit Mehrkosten in Höhe von 300 000 Euro am Tag. Obwohl sie zuletzt 60 Prozent mehr Fahrgäste während des Streiks hatte, bleibt die Aufteilung der Einnahmen unter den Verkehrsbetrieben unverändert.

DIE KONTROLLEN BLEIBEN

Auf Fahrscheinkontrollen wird auch während des Streiks nicht verzichtet.

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