Bahnverkehr in Berlin: Ein Rundgang durch den neuen Bahnhof Ostkreuz
Die nächste Etappe beim Umbau des Bahnhofs Ostkreuz ist geschafft. Seit 2006 hat sich die Station grundlegend gewandelt. Ein Rundgang.
Nichts ist mehr übrig von der rostigen Brücke mit dem weißen S auf grünem Grund. 2006 fuhr der letzte Zug über die sogenannte Nordringkurve am Ostkreuz. Vermummte stahlen danach das historische Logo. Anders als auf der anderen Seite der Gleise, wo am Sonntag mit der Wiedereröffnung der Südringkurve ein weiterer Meilenstein beim Ostkreuz-Umbau geschafft war, wurden Brücke und Bahndamm abgerissen. Nur die gekrümmten Bordsteinkanten an der Sonntagstraße erinnern noch an den Zugang aus dem Travekiez zum Bahnhof.
Immerhin wird die historische Fußgängerbrücke wieder aufgebaut. Auch das alte Bahnbeamten-Wohnhaus bleibt stehen. Denkmalschützer haben seinen Abriss verhindert. Wie ein Bote aus einer vergessenen Zeit hält sich der ruinierte Zweigeschosser auf der jetzigen Großbaustelle. Denn endgültig fertiggestellt ist das Ostkreuz noch nicht.
Außerdem laufen vorbereitende Bauarbeiten für eine mögliche Verlängerung der Autobahn A 100. Im Architekten-Entwurf ist der ganze Bereich gepflastert, eine Straßenbahn fährt bis unter die Ringbahnhalle. Südwestlich erhält der Rudolfkiez seinen Zugang, auch für die Bewohner der Rummelsburger Bucht und des nordöstlich gelegenen Kaskelkiezes entsteht jeweils ein eigener Vorplatz.
Ein rostiges Provisorium
Das alte Ostkreuz war bis zu seinem langsamen Verschwinden ein rostiges Provisorium. Auf den Bahnsteigen liefen Fahrgäste noch über die gusseisernen Deckel der Kabelschächte aus Kaisers Zeiten. Viel zu viele Menschen drängten sich beim Umsteigen über die im Winter rutschigen Treppen. In einigen der vielen Ecken roch es beständig nach Fäkalien.
Schon zu DDR-Zeiten sollte der Bahnhof saniert werden, doch das Geld fehlte. 2006 startete schließlich der Umbau im laufenden Betrieb. Innerhalb von elf Jahren wurde der Bahnhof abgerissen und an Ort und Stelle neu aufgebaut. Ständig hasteten die Fahrgäste auf anderen Wegen durch die Baustelle. Wenn nächstes Jahr die Bauarbeiten enden, liegt man zwar nicht mehr ganz im Plan. Zwei Jahre Verzögerung klingen aber nicht nach Flughafen-Desaster.
Der Radverkehr wurde nicht beachtet
Beton, Stahl und Glas ersetzen das Rost-Ambiente des alten Bahnhofs. Von oben sieht es fast aus, als habe der Knotenpunkt mit seiner großen Halle einen Bauch angesetzt. Doch die Größe scheint angemessen für einen der am stärksten genutzten Bahnhöfe Deutschlands: 100.000 Menschen steigen hier täglich ein, aus oder um. Aus der neuen Ringbahnhalle hat die Bahn allerdings einen Parcours aus Verkaufsständen gemacht.
Noch etwas lässt sich kritisieren am neuen Ostkreuz: Der stark gewachsene Radverkehr ist bei der Planung nicht genug berücksichtigt worden. So wäre für den Bau eines Fahrradparkhauses durchaus Platz auf einem der Vorplätze gewesen. Aber erst jetzt wird das Projekt diskutiert.
Vorher-Nachher-Vergleich
Der Bahnhof Ostkreuz hat sich grundlegend gewandelt - wie sehr, macht der fotografische Vorher-Nachher-Vergleich deutlich. Hier geht's zur Slideshow.