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Einruch

© dpa

Bank am Ku'damm: Leichtes Spiel für Tresorknacker

Spektakulärer Einbruch am Kurfürstendamm: Diebe plünderten Schließfächer einer Commerzbank. Diese war wegen Bauarbeiten kaum gesichert. Die Bande konnte vorerst entkommen.

Die Einbrecher hatten alle Zeit der Welt: Mindestens 15 Stunden lang konnten sie ungestört die Schließfächer der Commerzbank am Kurfürstendamm am Wochenende ausräumen. Von den mindestens vier Tätern, die, wie berichtet, in der Nacht zu Montag in die Bank eingedrungen waren, fehlt jede Spur. Der Leiter der Privatkundenabteilung der Commerzbank sprach gestern von einem „Super-Gau“, der das Vertrauen der Kunden in sein Institut erschüttere. „Für uns ist das furchtbar“, sagte Wolfgang Bernecker.

Die Einbrecher plünderten etwa 100 der 500 Schließfächer. Als die Tat entdeckt wurde, lag ein Teil der Wertsachen noch auf dem Boden. Was genau die Täter erbeuteten, die obendrein ein Feuer legten, ist unklar. Die Höhe des Schadens steht ebenfalls nicht fest. Für die Kunden am tragischsten sei sicherlich der Verlust von privaten Erinnerungen und Erbstücken, sagte der Commerzbank-Manager. Für den rein finanziellen Verlust komme die Versicherung auf, was je Fach bis zu 26 000 Euro sein könnten – so hoch ist die Versicherungssumme. Allerdings können Inhaber wertvollerer Depots entsprechende Zusatzversicherungen abschließen. Die Bank hat einen Notar beauftragt, der die verbliebenen Gegenstände in offenen Fächern und die verstreuten Wertsachen zuordnen soll.

Nach Meinung der Polizei, die ihre Experten für Bandenkriminalität zum Tatort schickte, wurde der Einbruch durch Bauarbeiten am Haus begünstigt, in dem sich die Bank befindet. Außerdem gab es offenbar Sicherheitsmängel, sagte der für organisierte Kriminalität zuständige Abteilungleiter im Landeskriminalamt, Bernd Finger. Offen ist zum Beispiel, weshalb die Alarmanlage mehrere Stunden lang nicht auslöste. Vom Einbruch gebe es zudem keinerlei Videobilder, sagte Finger. Nach Meinung der Ermittler müssen sich die Einbrecher sehr gut am Tatort ausgekannt haben – woher dieses Wissen stammt, ist unklar. „Taten von dieser Qualität sind ausgesprochen selten“, sagte Ermittler Dirk Jacob.

Am Montag gegen 6.30 Uhr hatten Bauarbeiter den Einbruch entdeckt. Später stellte sich heraus, das eine Alarmanlage bereits um 5 Uhr ausgelöst wurde. Der Wachschutz der Bank ist nach Ermittlungen der Polizei zwar zum Gebäude gefahren und hat es außen kontrolliert – aber dann hat er sich wieder entfernt. Unklar ist, wodurch der Alarm ausgelöst wurde. Denkbar ist, dass es die Einbrecher beim Verlassen des Tatortes selber waren oder das Feuer, das sie zum Verwischen ihrer Spuren gelegt hatten. Ermittler Bernd Finger betonte, dass Flammen keine Spuren restlos vernichten können. Er rechnet damit, dass DNA der Täter gefunden werde – da reichten Mikrospuren“. Verwerflich sei, dass durch das Feuer Mieter in Lebensgefahr gebracht wurden.

Das 1905 fertig gestellte denkmalgeschützte Eckhaus an Kurfürstendamm und Leibnizstraße wird derzeit umfassend saniert. Es ist komplett eingerüstet und mit Planen verhängt. „Das Haus ist von außen praktisch nicht gesichert“, sagte Ermittler Dirk Jacob.

Noch weiß die Polizei nicht einmal, wie die Bande ins Haus kam. Da innerhalb des Gebäudes viele Wände und Decken fehlen, konnten die Täter ungehindert in den Keller gelangen. Dort ließen sie die Stahltür zum Tresorraum unangetastet und stemmten die Wand auf. Um wenig Lärm zu machen, verzichteten sie auf elektrische Geräte. Dennoch bemerkte ein Mieter am Sonntag gegen 14 Uhr verdächtige Geräusche – unternahm aber nichts, wie seine Befragung ergab. Diese Uhrzeit ist für die Polizei ein Anhaltspunkt, wann die Täter spätestens ihr Werk begannen.

Zeugentelefon: 4664 945101.

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