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Akkurat abgestützt. Die Einbrecher waren handwerklich nicht unbegabt. Foto: dpa

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Bankeinbruch: Nur 15 Nieten - Einbrecher hatten offenbar Insiderwissen

Nach dem spektakulären Tunnelbau könnte es die nächste Überraschung geben: Waren Insiderkenntnisse bei dem Einbruch in die Volksbank im Spiel? Die Einbrecher von Steglitz wussten offenbar, welche Schließfächer sie knacken mussten.

Die unbekannten Täter, die am vergangenen Wochenende in die Steglitzer Volksbank eingebrochen sind, hatten vermutlich Insiderkenntnisse. Denn obwohl nur gut die Hälfte (56 Prozent) der 1600 Schließfächer im Tresorraum der Bank vermietet sind, haben die Räuber fast ausschließlich gefüllte Fächer aufgebrochen. Dem Vernehmen nach öffneten sie 309 Fächer, von denen 294 vermietet waren. Das ist eine Quote von 95 Prozent, was Polizei und Volksbank stutzig macht. Von außen sei nicht zu erkennen, ob ein Fach leer oder gefüllt ist, sagte eine Sprecherin der Volksbank. Intensiv wird derzeit ermittelt, ob die Täter Informationen aus der Bank bekommen haben. Bei dem spektakulären Einbruch in die Commerzbank am Kurfürstendamm im Jahr 2008 hatten die Täter etwa 250 Schließfächer öffnen müssen, um nur gut 100 Treffer zu landen. Bei dieser Bank war damals knapp die Hälfte der vorhandenen Fächer vermietet gewesen. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.

Der aktuelle Fall wirft weitere Rätsel auf. Zu der Frage, wieso die Täter so schnell aufgaben, hat die Polizei zwei verschiedene Theorien. Entweder sie wurden gestört, oder sie hatten genug Beute zusammen. Da ein Kunde seiner Bank nicht sagen muss, was er in seinem Schließfach deponiert, sei hier eine Insiderinformation sehr unwahrscheinlich, hieß es. Dennoch wird geprüft, wer Tipps gegeben haben könnte, welche Fächer sich lohnen.

Der professionelle Tunnelbau muss die Täter einiges gekostet haben. Auch wenn ein Teil der Gerätschaften möglicherweise gestohlen worden sei, wie die Polizei vermutet, haben sie viel Geld und Zeit investiert. Monatelang wurde gebuddelt, die Wände der Tiefgarage und der Bank wurden mit professionellen Betonschneidemaschinen aufgebohrt. Die Polizei spricht, wie berichtet von vielen Monaten bis zu einem Jahr.

Der 45 Meter lange Tunnel soll in den kommenden Tag aufgegraben und dann wieder verfüllt werden. Am Freitag setzen Experten der Spurensicherung und der Kriminaltechnik ihre Arbeit fort. So wurden im Tunnel leere Dosen von Energy-Drinks gefunden, mit denen die Täter während der Arbeit möglicherweise ihren Durst löschten.

Nach Angaben der Polizei vom Freitagabend wurde in dem Tunnel auch Reste eines Spezialbohrers gefunden, der für das Durchbrechen massiver Mauern benutzt wird. Derartige wassergekühlte Spezialbohrer mit Diamantaufsatz sind sehr teuer und werden nur bei besonderen Bau- und Abrissprojekten eingesetzt – ein möglicher Hinweis darauf, dass die Täter aus der Baubranche kommen.

Nach Angaben der Volksbank soll die Filiale am Montag wieder öffnen. Kunden, die ein Schließfach gemietet haben, sollen den Tresorraum erst wieder am 28. Januar betreten können. Gestern hat das Unternehmen einen zweiten Informationsbrief an die 294 Geschädigten verschickt. Die nicht betroffenen Kunden sind bereits am Donnerstag informiert worden. Die Volksbank hat am Freitag begonnen, die am Tatort zurückgelassenen Gegenstände zu inventarisieren, darunter sind Münzen, Dokumente und ein Plüschtier. Nach Angaben einer Sprecherin wird es vermutlich mehrere Monate dauern, bis der Gesamtschaden feststehe. Das habe die Erfahrung nach dem Einbruch am Kurfürstendamm gezeigt.

Bis Freitag sind bislang 90 Hinweise bei der Polizei eingegangen. Ob etwas Konkretes dabei war, blieb unklar. Seit Donnerstag fahndet die Kripo mit einem Phantombild nach einem der mutmaßlichen Täter. Die Zeichnung entstand nach Aussagen von Zeugen, die einen Bauarbeiter in der Tiefgarage ein- und ausgehen sahen. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Täter. Eine Belohnung ist bislang nicht ausgesetzt.

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