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Berlin: Bankgesellschaft Berlin: Bank-Chefs Rupf und Landowsky waren frühzeitig gewarnt

Klaus Landowsky und Wolfgang Rupf waren sehr frühzeitig über mögliche Risikokredite im Immobilienbereich der Bankgesellschaft Berlin (BGB) informiert. Bereits am 20.

Klaus Landowsky und Wolfgang Rupf waren sehr frühzeitig über mögliche Risikokredite im Immobilienbereich der Bankgesellschaft Berlin (BGB) informiert. Bereits am 20. Juli 1999 lag der Konzernspitze ein umfangreicher Bericht der Prüfer von Mc Kinsey vor. Bankchef Wolfgang Rupf hatte bisher beteuert, er sei in seiner vierjährigen Amtszeit auf eine "Mauer des Schweigens" in der Bank gestoßen. Nach bankinternen Unterlagen belaufen sich die Risiken auf rund 4,4 Milliarden Mark. Davon sind 1,5 Milliarden Mark nicht abgesichert. Wie dem Protokoll aus der Aufsichtsratssitzung vom 16. Februar weiter zu entnehmen ist, befürchten Ex-Berlin-Hyp-Chef Landowsky und Rupf, dass die auslaufenden Förderungen im sozialen Wohnungsbau die Bank noch tiefer in die Krise stürzen.

Klaus Landowsky und Wolfgang Rupf trugen am 16. Februar gemeinsam die dramatische Lage bei den Immobilien-Krediten dem 19-köpfigen Aufsichtsrat der BGB vor. Dass auch Landowsky dem Kontrollgremium Bericht erstattete, liegt an seiner Stellung als zuständiger Konzernvorstand für das Geschäftsfeld Immobilien. Der Chefcontroller der BGB, Norbert Pawlowsky, gab zu Protokoll, dass alle 30 Kredit-Geschäfte mit den höchsten "Wertberichtigungen" aus dem Immobilienbereich stammen. Die noch bestehenden Risiken aus teilweise dubiosen Kreditgeschäften summieren sich dem brisanten Dokument zufolge auf rund 4,4 Milliarden Mark. Das Dramatische daran: Davon sind rund 1,5 Milliarden Mark nicht abgesichert. Im Klartext: Die BGB verliert dieses Geld, wenn die Schuldner bei den riskanten Projekten ihre Zinsen nicht mehr zahlen.

Zum Thema Online Spezial: Die Landowsky-Affäre Für Bankchef Rupf zählen die Wohnungsbaugesellschaft Gehag, das städtebauliche Projekt Wasserstadt Oberhavel, die Milliarden-Risiken bei der BGB-Immobilientochter IBG, die Aubis-Gruppe sowie den Betreiber von Seniorenresidenzen Rentaco zu den größten Problemfällen. Die Rentaco war erst vor kurzem in Konkurs gegangen.

Leidtragende der BGB-Schieflage könnten die Steuerzahler werden. Denn das Land Berlin ist zu 56,6 Prozent Mehrheitseigentümer der BGB. Finanzsenator Peter Kurth (CDU) sitzt für Berlin im Aufsichtsrat. Dass dem Immobilien-Vorstand der BGB, Landowsky, und dem Chef des Bankkonzerns, Rupf, die Risikolage im eigenen Hause unbekannt war, ist unwahrscheinlich. Vom 20. Juli 1999 datiert ein "Abschlussbericht" der Wirtschaftsprüfer von Mc Kinsey über das "Risikomanagment" bei den Kreditentgagements vor. Darin sind etwa 90 Prozent aller fauler Immobilien-Kredite des Bankenkonzerns detailliert in Risikoklassen eingeteilt und Sanierungs-Vorschläge erörtert.

Landowsky und Rupf saßen ferner in den maßgeblichen Kredit-Gremien, oft Seite an Seite. Sie überwachten sich gegenseitig. Rupf saß im Kontrollgremium von Landowskys Berlin Hyp. Und Landowsky hatte alle Immobiliengeschäfte von Rupfs drei Konzern-Banken (LBB, Berliner Bank, Berlin Hyp) im Auge. Denn in Landowskys Haus arbeitete die "Kredit-Fabrik". Dieses Gremium überprüfte die wichtigsten Anträge, die die Berliner Immobilienuntenehmer bei allen Konzern-Banken einreichten. Landowskys Haus war wiederum zuständig, wenn ein Kreditgeschäft in Not geriet, weil ein Bauträger die Bank-Zinsen nicht mehr zahlte: "Work-Out" nennen die Banker solche drohenden Pleiten. Die zuständige Abteilung ist bei der Berlin Hyp angesiedelt.

Wie dramatisch die Risiko-Lage bei der BGB schon ist, machte Vorstandschef Rupf den Aufsichtsräten, darunter Finanzsenator Kurth, an einem Vergleich deutlich: Um für die drohenden Pleiten vorzusorgen, hat die Bank ein Prozent aller Kredite abgesichert. Das ist vier mal mehr als die bei Banken sonst übliche Quote von 0,25 Prozent, sagte Rupf.

Auf die Bankgesellschaft kommen weitere Risiken zu. Die neueste Hiobsbotschaft aus der Sitzung des Aufsichtsrats betrifft drohende Verluste aus Kreditgeschäften im geförderten Wohnungsbau. Die BGB ist hiervon in besonderem Maße betroffen. Hintergrund: Die Konzern-Banken hatten mehrere Jahrzehnte lang landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und Bauträgern Kredite für die Errichtung hochsubventionierter Wohnungen gewährt. Die Zuschüsse kamen vom Land. Jetzt fallen sie in vielen Fällen weg. Ohne Zuschüsse können viele Bauträger nicht mehr die Zinsen für die Wohnungsbau-Kredite bezahlen. Dafür reichen ihre Mieteinnahmen nicht. Pleiten und weitere Einnahmeausfälle bei der BGB sind absehbar. Wie viele Milliarden diese neuen Risiken verschlingen werden, ist bisher noch unklar. Klaus Landowsky sagte den Aufsichtsräten, dass die Konsequenzen gerade ermittelt würden.

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