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Berlin: Bankmanager wirft ehemaligen Kollegen Selbstbedienung vor Ex-Weberbank-Chef: Top-Manager hielten sich nicht an Absprachen und kassierten Rekordzinsen für Privatkapital

„Selbstbedienungsmentalität“ herrschte in den Chefetagen der zur Bankgesellschaft zählenden Weberbank nach Aussagen ihres früheren Vorstandes Cornelius Koch. Dies sagte der Manager in der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankenaffäre.

„Selbstbedienungsmentalität“ herrschte in den Chefetagen der zur Bankgesellschaft zählenden Weberbank nach Aussagen ihres früheren Vorstandes Cornelius Koch. Dies sagte der Manager in der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankenaffäre. Koch warf drei seiner früheren Vorstandskollegen vor, ohne Wissen des Aufsichtsrates und trotz anders lautender Absprachen durch Einlage privaten Kapitals Steuervorteile genutzt und so Rekordzinsen in Höhe von 55 Prozent eingestrichen zu haben. Der Ausschussvorsitzende Frank Zimmermann sagte, dies widerspreche Aussagen von Weberbank-Chef Christian Grün. „Jetzt müssen wir prüfen, ob Grün die Wahrheit gesagt hat.“ Grün habe vor dem Ausschuss erklärt, seine Kollegen spätestens am 31. Juli 2000 über die Einlage informiert zu haben. Dies sei Koch zufolge nicht der Fall.

Nach Angaben von Koch hatte sich das frühere Aufsichtsratsmitglied der Weberbank, Ulf-Wilhelm Decken, „ungehalten“ über den Alleingang der drei Weber-Bank-Chefs gezeigt. Zudem habe Decken Koch davor gewarnt, seinerseits Kapital in die Bank einzubringen, um ebenfalls die am Markt sonst völlig unüblichen Zinsen zu kassieren. Doch später habe ihm der damalige Finanzsenator, Peter Kurth, in einem Gespräch signalisiert, dass auch er von dem Geldsegen profitieren dürfe. Das habe er später auch getan, habe aber nur 22 Prozent Zinsen kassiert. Das gesamte Aufsichtsratgremium habe sich nie mit der Angelegenheit befasst.

Deutlich distanzierte sich Koch auch von dem durch die Bankgesellschaft finanzierten und aufwendigen Umbau der Dienstvilla seines Ex- Vorstandskollegen Grün. Dieser hatte im Sommer 2002 vor dem Ausschuss alle Vorwürfe zurückgewiesen und betont, dass er die Umbauten teilweise selber bezahlt habe. Die Grün-Villa soll die Bank Koch zufolge rund 1,5 Millionen Euro gekostet haben, das Dreifache dessen, was die Bank für Erwerb und Sanierung seiner Villa aufbrachte. Dabei sei Koch im Vorstand der Weberbank mit Grün gleichberechtigt gewesen. Zunächst habe man über Grüns aufwendige Umbauten im Vorstand „kollegial“ hinweggeschaut. „Die Augen geöffnet“ habe ihm erst, so Koch weiter, die Selbstbedienung bei den Kapitaleinlagen. Für die Villen im Eigentum einer Immobilientochter der Landesbank Berlin zahlten die Manager zunächst weniger Miete als sonst am Markt üblich. Nachdem dies an die Öffentlichkeit gelangte, erhöhte die Bank die Mieten, gewährte den Vorständen aber als „Kompensation“ eine Gehaltserhöhung.

Sowohl die Bereitstellung von Villen als auch die Kapitaleinlagen waren laut Koch in den Arbeitsverträgen vereinbart. Allerdings hätten die Spitzenmanager vereinbart, keine Kapitaleinlage zu leisten, um sich nicht dem Vorwurf der Bereicherung auszusetzen. Grün soll dann Mitte 2000 rund eine Million Euro Kapital eingelegt und bis Ende des Jahres 250000 Euro Zinsen kassiert haben.

Auf Anfrage des Tagesspiegels sagte Grün: „Ich habe weder in einem zeitlichen noch in einem inhaltlichen Zusammenhang mit der Erhöhung der Mieten eine Gehaltserhöhung erhalten.“ Von „Selbstbedienungsmentalität“ könne keine Rede sein. Er habe weder Aufträge zum Umbau des Miethauses erteilt, noch Einfluss auf das damit verbundene Kostencontrolling gehabt. Hinsichtlich der Einlage widersprach Grün den Vorwürfen: „Dieses Recht steht jedem Gesellschafter einzeln zu und ist in der Satzung verankert.“ Die Verzinsung richte sich nach der Höhe der Dividende und erfolge nur, wenn die Bank Gewinn mache.

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