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Bar-Test im Luxushotel: Lang-Bar im Waldorf Astoria

Das Waldorf Astoria will mit seiner Bar den anderen Berliner Nobel-Hotels Konkurrenz machen. Doch die Getränkekarte hat einige Lücken und die Preise sind ziemlich gewagt.

Von Frank Jansen

Gerade in einer eher proletarisch-derben Stadt wie Berlin ist es erfreulich, dass in der Hotelszene die Zahl der vornehmen Namen seit Jahren wächst. Das Adlon, das Hyatt, das Regent, das Hotel de Rome, und nun das Waldorf Astoria nahe der Gedächtniskirche – das sind einige Beispiele zunehmender Noblesse. Die edlen Häuser gönnen sich meist eine bessere Bar, an dieser Konkurrenz muss sich natürlich das kürzlich eröffnete Waldorf Astoria messen lassen. Zumal dort einer der berühmtesten deutschen Filmregisseure, Fritz Lang, als Namenspate bemüht wird. Die Lang Bar sollte also besonderen Ansprüchen genügen – immerhin hat Fritz L. in den 1920er Jahren mit dem Klassiker „Metropolis“ ein Werk mit einer grandiosen Ästhetik geschaffen. Der drinking man, die compañera sowie die junior compañera, inzwischen im alkoholfähigen Alter, waren gespannt.

Erster Eindruck: der Name „Lang“ scheint auch flächig gemeint zu sein. Zunächst betritt man einen Schlauch, links zieht sich der Tresen entlang, mit hölzerner handrail und footrail aus Messing, rechts reihen sich Sitzabteile mit blauen Polsterbänken und dunkelweinroten, sesselartigen Lederstühlen. Dann weitet sich der Raum, der Tresen schwenkt nach links weg, die Mitte wird mit runden Tischen aufgelockert, um die vier dieser Lederstühle gruppiert sind.

An der Decke hängen Lichtinstallationen mit drei dunklen, matt schimmernden Schalen an einer Stange. Das sieht aus, als hätten dort kleine Ufos angedockt. Das Licht spiegelt sich ein wenig in den zwei großen, mit weißen Wellenmustern drapierten Spiegeln an der Tresenwand. Leider waren die langen Gardinen zugezogen und der Blick auf die Gedächtniskirche verhangen. Aber das Gotteshaus ist auch eingerüstet, vielleicht will das Personal der Lang Bar den Gästen den Blick auf eine Baustelle ersparen.

Der offensiv-freundliche, berlinernde Kellner brachte mit den Getränkekarten einen kleinen Pokal mit salzigem Popcorn sowie eine Schütte voller Rauchmandeln. Es wäre nicht verkehrt gewesen, auch gleich ein Glas Wasser zu servieren. Das drinking triplet musste fragen.

Die üppige Karte, mit immerhin 19 Gin-Marken und fassgereiften Cocktails, zählt erstaunlich wenige Mixdrinks auf. Diverse Klassiker fehlen – kein Mai Tai, kein Gimlet, kein Sex on the Beach. Aber offenbar nur auf dem Papier. Der drinking man orderte einen Gimlet und bekam einen, der internationalem Standard entsprach. Gute Noten gab auch die compañera dem Charlie Chaplin (Schlehen Gin, Aprikosenlikör, Limettensaft) und dem Bellini. Die junior compañera genoss einen Cosmopolitan 1934 (Tanqueray Ten Gin, hausgemachter Himbeersirup, Zitronensaft, Orangenlikörschaum) und, mit sichtbarer Wonne, einen Raspberry Mint Sprizz (Himbeeren, frische Minze, Zitronensaft, Zucker, Sodawasser). Für den drinking man blieb noch ein Astoria Cocktail (Old Tom Gin, weißer Vermouth, Orangenbitter) übrig, ein herbes Vergnügen.

Ein angenehmer Abend, wenn auch der Name „Lang“ etwas mehr „Metropolis“ hätte erwarten lassen. Höchsten Ansprüchen genügen allerdings die Preise, der Bellini kostet 21 Euro. Das ist kühn. Sehr kühn.

Lang Bar, im Hotel Waldorf Astoria, Hardenbergstraße 28, Charlottenburg, Tel.: 814 000-0, geöffnet täglich 17 - 2 Uhr

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