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Berlin: Bare Münze

Der Förderverein will kein „Notopfer“. Spender kriegen symbolische Steine oder ein Portal

Soll es ein „Notopfer Berlin“ zum Wiederaufbau des Schlosses geben? Einen heiß begehrten Schloss-Taler, um den sich ganz Deutschland reißt? Die Diskussion, wie Geld auch von privater Seite zu mobilisieren ist, hat mit der „Machbarkeitsstudie“ neue Aktualität bekommen. „Notopfer klingt schlecht“, sagt Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss. Taler sei schon besser. Bei der Bundesregierung habe er bereits vorsorglich eine Gedenkmünze beantragt und schon eine freundliche Reaktion aus dem Haus der Kulturstaatsministerin erhalten. Von Boddien findet: „Spenden für das Schloss soll Spaß machen.“

Aber die zündende Idee für dieses Vergnügen ist wohl noch nicht gefunden. Spaß könnte – wie bei Spendern für die Dresdener Frauenkirche – beispielsweise eine Armbanduhr machen, die der Förderverein ab Ende September für 49 Euro anbieten will. Von den ersten 200 Stück sollen schon 100 verkauft sein. Das Zifferblatt zeigt Schlossteile, das Armband ist bunt. Für ältere Käufer ist eine Uhr mit schwarzem Band in Arbeit.

Die Gedenkmünze zum Schlossaufbau (auch für die Museumsinsel gibt es eine) ist zwar noch fern, aber die Staatliche Münze, der Finanzverwaltung zugeordnet, stellt bereits seit geraumer Zeit für die Münzhandelsgesellschaft MDM die Silber-Gedenkprägung „Berliner Schloss“ her. Zehn Euro kostet das Stück, das kein Zahlungsmittel, sondern eine Medaille ist. Es gehört zu den „Produkt-Highlights“ der Münze, wie der Fifa WM-Pokal 2006 oder die „Hauptstadt der DDR“ für 69 Euro. Dem Förderverein brachten die Medaillen bislang 25000 Euro an Spendengeld ein.

Und um den Spendenfluss zu beschleunigen, hat der Verein gerade gestern einen Katalog herausgebracht, der zeigt, welche Fassadenteile gesponsert werden können. Ein Sims mit Löwenköpfen kostet 2340 Euro, 1000 Stück davon werden gebraucht. Ein Tor im Portal kostet schon 485000 Euro, ein Relief-Spiegel 195000 Euro, ein Baluster, Abschluss der Fassade am Dach, ist mit 910 Euro fast ein Sonderangebot. Und dann gibt es auch noch die symbolischen Schlossbausteine – ab 50 Euro das Stück. „Die 80 Millionen Euro für die Fassade müssen irgendwo herkommen“, sagt Boddien. Rund 10 Millionen Euro an Spenden und Zusagen habe er schon.

Ein „Notopfer“ wird im Senat abgelehnt. Man habe nicht vor, mit der Finanzierung des Schlosses etwas zu tun zu haben, hieß es aus der Finanzbehörde. Von einer Abgabe, etwa für Touristen pro Übernachtung, hält die Berlin-Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTM) nichts. Das Schloss sei aus touristischer Sicht wünschenswert, die BTM gehöre zum Förderverein und habe Spendenboxen aufgestellt. Auch die Industrie- und Handelskammer lehnt ein „Notopfer“ ab. Bei einer öffentlich-privaten-Partnerschaft ließen sich andere Varianten finden.

Christian van Lessen

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