zum Hauptinhalt

Berlin: Barmer zahlt Bonus für Hausarztmodell

Ersatzkasse hofft, 130000 Versicherte für Verzicht auf die freie Arztwahl motivieren zu können

Als erste gesetzliche Krankenkasse startet die Barmer Ersatzkasse am 1. März ein kombiniertes Hausarzt- und Hausapothekenmodell. Es belohnt Versicherte, die sich verpflichten, bei Beschwerden immer zuerst den Hausarzt aufzusuchen. Dieser überweist sie, wenn nötig, an einen Facharzt. Außerdem binden sich die Teilnehmer an eine einzige Apotheke, in der sie sich alle Medikamente besorgen. Die Barmer hat in Berlin und Brandenburg rund 650 000 Versicherte.

Mit dem Programm wolle man die Behandlungsqualität verbessern und Schäden für die Patienten vermeiden, sagte Hermann Schmitt, Landesgeschäftsführer der Barmer, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. „Jedes Jahr kommen geschätzt 300 000 Menschen in Deutschland ins Krankenhaus, weil die Medikamente, die sie einnehmen, negative Wechselwirkungen haben.“ Denn häufig wisse der Arzt nicht, welche Arzneien sein Patient sonst noch schluckt. Deshalb speichert die Hausapotheke alle Medikamente des Kranken in einer Datenbank und kann so gebenenfalls mögliche Unverträglichkeiten sofort erkennen.

Durch die Festlegung auf einen Hausarzt vermeide man Doppeluntersuchungen oder überflüssige Leistungen, sagte Schmitt. „Zum Beispiel ist jede zweite Röntgenuntersuchung nach Angaben von Fachärzten verzichtbar.“

Auf der anderen Seite verzichten die Teilnehmer auf das Recht der freien Arztwahl. Nur Gynäkologen und Augenärzte dürfen ohne vorherige Rücksprache mit dem Hausarzt aufgesucht werden. Die Kündigungsfrist für den Vertrag beträgt drei Monate jeweils zum Jahresende.

Um die Versicherten für eine Teilnahme zu motivieren, erlässt ihnen die Kasse anteilig die Praxisgebühr – jährlich können sie so bis zu 30 Euro sparen. Schmitt erwartet, dass sich bis Ende des Jahres 130 000 Versicherte an dem Modell beteiligen.

Auch die teilnehmenden Hausärzte erhalten einen Bonus. Bisher sind in Berlin rund 800 von 2500 Hausärzten und 450 von 900 Apotheken dabei. Insgesamt rechnet der Barmer-Landeschef mit Kosten von über sechs Millionen Euro pro Jahr für das Programm. Auf der anderen Seite hofft die Kasse auf Einsparungen unter anderem bei den Arzneiausgaben.

Nach Angaben von Wolfgang Kreischer, Chef des Berliner Hausärzteverbandes, verhandelt man mit weiteren Kassen über ein solches Programm.

Informationen im Internet www.barmer.de und Telefon (0180) 1110120

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false