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Berlin: Bau auf, bau auf

Handball-Trainer Gunter Funk fördert bei BVG junge Talente

Berlin. Endlich spürt Gunter Funk wieder das Kribbeln, das er so lange vermisst hatte. „Sicherlich, ich hätte auch Sportlehrer bleiben können, aber das war mir zu langweilig“, sagt der 53-jährige Handballtrainer, den es nach zwölf Wanderjahren wieder nach Berlin zurück gezogen hat. Nunmehr arbeitet er als Trainer des Frauen-Zweitligisten SV Berliner VG 49, was er keinesfalls als Abstieg empfindet. „Hier kann ich mit jungen Spielerinnen etwas aufbauen, das reizt mich“, sagt Funk. Der Start war für ihn und sein Team schon mal nicht schlecht. 33:14 (14:5) gegen den HC Börde Niederndodeleben und damit die Tabellenführung, darauf lässt sich aufbauen. „Ich bin aber Realist“, sagt Funk, das Team sei in dieser Saison noch kein Aufstiegskandidat. „Aber ich sehe die gute Perspektive. Das ist entscheidend.“

Um das glaubwürdig beurteilen zu können, dafür hat Funk in seiner Trainerlaufbahn genügend Erfahrungen sammeln können. In der DDR feierte er mit dem HC Preußen Berlin den letzten Meistertitel vor der Wende und war auch Kotrainer der Männer-Nationalmannschaft. Ab 1991 folgten dreieinhalb Jahre in Suhl, eineinhalb in Nettelstedt und ein Engagement in Bad Neustadt. Und dann kam etwas Neues für ihn: Funk wurde in Bad Hersfeld erstmals Trainer eines Frauenteams. „Das war schon ein ganz schöner Einschnitt“, sagt er heute, „denn du kannst nun mal die Spielerinnen nicht so ansprechen wie Männer.“ Funk hat aber gelernt: „Handballerinnen sind sehr trainingsfleißig und auch härteverträglich.“

Die Arbeit beim Erstbundesligisten Bad Hersfeld hatte Funk viel Spaß gemacht, aber dort fehlte es schließlich am finanziell soliden Umfeld. Zuletzt nahm er sogar vier Stunden Fahrt mit dem Auto für seinen Job in Kauf, aber die Insolvenz des Vereins in der vergangenen Saison beendete alles. „Da saß ich in Bad Rodach in Bayern und unterrichtete an einer privaten Internatsschule in Thüringen. Irgendwann wollte ich nicht mehr“, erinnert sich Funk, der durch seinen Bruder, der Landestrainer in Berlin ist, den Kontakt zur alten Heimat nie verloren hatte. Zudem hatte Funk an der Schule seine jetzige Frau kennen gelernt, eine Berlinerin. „Sie weiß vor allem kulturell sehr viel, suchte wie ich mehr Lebensqualität, da war das Angebot aus Berlin für uns ideal“, sagt Funk, der in den zurückliegenden Wochen die Stadt neu entdeckt hat. Und sportlich, als Lehrer am Sportgymnasium und als BVG-Trainer, ist er längst wieder in seinem Element.

Allerdings ist das Umfeld sehr schwierig, denn Frauenhandball in Berlin hat nach wie vor keine Zugkraft bei Sponsoren. „Die Zeit der Flausen ist vorbei“, sagt Gunter Funk. Die Fusion mit Post Berlin beim Nachwuchs, eine Nord-Ost-Auswahl und gute Kontakte zu anderen Vereinen, damit Talente zu BVG geholt werden können, das alles soll genutzt werden. Dass es mit den Reinickendorfer Füchsen in der Zweiten Liga einen Stadtkontrahenten gibt, nennt Funk „hilfreich“. Mit „Ehrgeiz und Realismus“ will er in drei Jahren etwas bewegen. In Berlin dürfte es ihm dabei kaum langweilig werden.

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