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Berlin: Bauakademie? Geschenkt

38 Privatleute möchten auf eigene Kosten das Schinkel-Gebäude wieder errichten – unter einer Bedingung: Sie wollen nebenan in bester City-Lage wohnen

Es klingt zu spendabel, um wahr zu sein: Nachdem alle bisherigen Pläne gescheitert sind, die historische Berliner Bauakademie auf dem Schinkelplatz neu zu errichten, haben jetzt 38 Privatleute die Initiative ergriffen und wollen die Rekonstruktion auf eigene Kosten ermöglichen. Wo die Politik versagt hat, werden die Bürger aktiv. Aber die Sache hat einen Haken: Die Wohltat soll es nämlich nur geben, wenn die Privatiers nebenan gleichzeitig eine 5000 Quadratmeter große Fläche erwerben können, auf der sie anschließend vier Wohnanlagen bauen dürfen – die sie dann selbst beziehen.

Seit Jahren versucht der Senat vergeblich, einen Investor zu finden, der die historische Akademie an der Adresse „Schinkelplatz 1“ rekonstruiert. Seit 2004 steht auf dem Platz immerhin ein Metallgerüst mit bedruckter Plane, die schon mal die alte Fassade zeigt. Die Akademie wurde im 19. Jahrhundert nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels gebaut, sie beherbergte unter anderem eine Hochschule zur Ausbildung von Baumeistern. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Haus nach einem Bombentreffer aus, später wurde es ganz abgerissen, um dem Außenministerium der DDR Platz zu machen. Das wiederum verschwand bald nach der Wende, seitdem grübeln Politiker darüber, wie ein Neubau des Schinkel-Entwurfs finanziert werden kann.

Die jetzt aktiv gewordene Gruppe geht von Baukosten in Höhe von 15 Millionen Euro aus. Vorher müsse aber die zuständige „Bundesanstalt für Immobilienaufgaben“ ihr gerade eingereichtes Kaufangebot für das Nachbarareal akzeptieren. Genau dort möchten die Privatleute vier Anlagen mit mehr als 50 Wohneinheiten errichten, darunter eine gemeinsame Tiefgarage. Die Akademie soll sich später ebenfalls im Besitz der Gruppe befinden, sagt Sprecher Detlev Stoecker, Jurist mit Sitz in der Friedrichstraße. Im Erdgeschoss könnte man Ladenfläche vermieten, die oberen Stockwerke allerdings werde man einem Verein überlassen, damit der die gewünschte Akademie einrichten kann.

Die Gruppe der inzwischen 38 Privatleute hat sich in der „Berliner Baugesellschaft Am Schinkelplatz“ organisiert, sie besteht laut Stoecker aus Freunden und Gleichgesinnten, die das Drama um die Brachfläche am Schinkelplatz schon länger verfolgen. Unternehmer und Architekten sind ebenso darunter wie eine Journalistin und eine Ärztin. Geschäftsführerin Steffi Haubold betreibt zwölf McDonald’s-Filialen in Berlin und Brandenburg. Sie hat nach eigenen Angaben schon lange den Wunsch, in Mitte zu wohnen: „So geht es vielen von uns“. Zum Netz der Wohltäter gehört auch Architekt Jan Kleihues, verantwortlich für den BND-Neubau in der Chausseestraße.

Dass sie wirklich den Zuschlag erhalten, ist keineswegs sicher: Steffi Haubold glaubt, dass andere Interessenten für das Nachbargrundstück mehr Geld bieten könnten. Deshalb hofft sie darauf, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben möge nicht nur „nach fiskalischen Gesichtspunkten“ entscheidet. Soll heißen: Dass sie nicht automatisch das höchste Angebot annimmt, sondern berücksichtigt, welches Projekt der Stadt gut tut.

Und noch ein anderes Problem besteht. Für das ausgeschriebene Nachbargrundstück ist gar keine Bebauung mit großen Wohnanlagen, sondern mit vielen kleinen Townhouses vorgesehen. Die lehnt die Gruppe aber ab.

 Sebastian Leber

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