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Berlin: Bauakademie steht bald wieder – als Kulisse

Nach Ostern soll eine Attrappe des berühmten Schinkelgebäudes am Schloßplatz fertig sein

Nach Ostern wird die Schinkelsche Bauakademie, über deren Wiederaufbau seit Jahren diskutiert wird, fast über Nacht wiedererstanden sein. Zumindest äußerlich. Was die Schlossfreunde vor zehn Jahren an Kulissenzauber lieferten, will nun auch der Verein Internationale Bauakademie in fast unmittelbarer Nachbarschaft versuchen: Die Schönheit der alten rotverklinkerten Akademie mit einer großen Fassadenhaut darstellen. Seit vier Jahren steht bereits eine nachgebaute Musterecke, die wie ein Mahnmal an den Wiederaufbau des Hauses erinnern soll.

Bald wird die Gesamtfläche der alten Bauakademie sichtbar. Mit den Vorarbeiten für ein Stahlgerüst soll noch in dieser Woche begonnen worden. Nach Auskunft des Architekten Paul Kahlfeldt, dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden, wird am Freitag entschieden, ob die Fassade „fotorealistisch“ oder als Zeichnung darzustellen ist. Sie wird auf jeden Fall aber ausgesparte Flächen haben, auf denen für den Wiederaufbau der Akademie geworben werden kann. Über die Kosten der Kulisse will sich der Verein noch nicht äußern, „über Geld spricht man nicht“, heißt es geheimnisvoll. Im Gespräch sind allerdings rund 450000 Euro, die ein Sponsorunternehmen bereitstellen will. Die Bewag wird sich an der Beleuchtung beteiligen. Mit der Fassade, die mindestens zwei Jahre stehen wird, aber sollen vor allem mindestens zwei oder drei große Unternehmen als Förderer interessiert werden. Denn letztlich soll Geld für den wirklichen Wiederaufbau des Hauses hereinkommen. Dessen Kosten werden auf 20 bis 25 Millionen Euro geschätzt. „So lange nichts steht, kann sich keiner so richtig vorstellen, wie das einmal ausgesehen hat,“ sagt Kahlfeldt. Vorstellen aber kann er sich, dass der Wiederaufbau frühestens in drei Jahren beginnt.

Demnächst wird aber nicht nur eine Kunststoff-Folie mit der alten Akademie-Kulisse zu sehen sein. Innerhalb der dahinter liegenden Gerüstkonstruktion soll ein rund 20 mal 20 Meter großer „Musterraum“ entstehen, in dem über das alte Haus und die Art seines möglichen Wiederaufbaus diskutiert werden kann. Da dürfte es beispielsweise darum gehen, ob die Stützen künftig aus Elbsandstein – wie es der berühmte Baumeister verwandte – oder aus Gusseisen sind. Gusseisen war eigentlich damals beim Bau 1832 eingeplant, das konnte man allerdings nur in England kaufen, was aus politischen Gründen nicht erwünscht war. Politisch gewünscht aber ist der Wiederaufbau, nur öffentliches Geld darf er nicht kosten.

Der Musterraum wird auch Platz für Ausstellungen bieten. Es wird zudem die Möglichkeit geben, aus einem virtuellen Fenster der Bauakademie auf das wieder aufgebaute Schloss zu blicken, und das „Raumerlebnis“ zwischen Museumsinsel, Schloss, neuem Kommandantenhaus, Friedrichwerderscher Kirche und Auswärtigem Amt zu genießen. Der Verein der Internationalen Bauakademie Berlin, dem beispielsweise die Staatlichen Museen angehören, hat vom Land Berlin ein Nutzungsrecht für das Gelände, auf dem jetzt die Attrappe entsteht. Der Verein muss dem Land aber nachweisen, das Haus ohne Steuergelder aufbauen zu können. Ferner, dass er später dauerhaft keine öffentlichen Mittel beansprucht. „Für den Wiederaufbau“, sagt Kahlfeldt lächelnd, „würde wohl eine halbe Tageskasse von Aldi-Nord reichen“.

Ein Forum für Baumeister, für die Architektur, soll hier entstehen. Das beschädigte Schinkel-Bauwerk war 1961/62 von den Ost-Berliner Behörden eingerissen worden, um Platz für das DDR-Außenministerium zu schaffen. Das wurde kurz nach der Wende abgerissen.

Christian van Lessen

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