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Berlin: Baucontainer als Minifreibad im Prenzlauer Berg

Um ins Wasser zu gelangen, klettert man am besten auf den Plastikstuhl. Von dort aus kommt man mit einem eleganten Schwung über den Containerrand am einfachsten zum belebenden Badevergnügen.

Um ins Wasser zu gelangen, klettert man am besten auf den Plastikstuhl. Von dort aus kommt man mit einem eleganten Schwung über den Containerrand am einfachsten zum belebenden Badevergnügen. Von Kopfsprüngen vom Terminal der Strandwacht ist abzuraten: Die Wassertiefe beträgt nur 90 Zentimeter. Zu weit rausschwimmen ist in einem schlichten Baucontainer der Firma "Sisyphos" auch nicht möglich. Ein kleiner Junge frönt splitternackt dem Badespaß und fischt mit einem Haushaltssieb ertrunkene Insekten aus dem Wasser. Dass ganz tief unten das Ungeheuer des "Strandbades Ly" wohnt, glaubt er zwar nicht, geht aber trotzdem auf Tauchstation. Auf den Grund sehen kann man nämlich nicht, und wer weiß schon, was sich dort in der hell- bis dunkelbraun changierenden Brühe alles verbirgt. In der Lychener Straße 60, dort, wo die Wohnhäuser etwas nach hinten gerückt sind, können sich seit gut vier Wochen urlaubsreife Einwohner aus Prenzlauer Berg eine Tagesdosis Karibik abholen: Neben den Badecontainern sorgen eine Minibar und ein weißer Sandstrand für ungetrübte Baywatch-Atmosphäre. Kunst gibt es auch noch, über der Oase ragt ein originalgetreuer Nachbau des Fernsehturms in den blauen Himmel - vielleicht, damit man nicht vergisst, wo man ist. Anwohner, die den Strand täglich säubern, das Wasser regelmäßig austauschen und mit Chlor versetzen, sehen sich und ihren friedlichen Sommerspaß jetzt mit den Behörden konfrontiert.

"Ich erkenne das nicht als Strandbad an, wohl aber als Bäderkunst", sagte gestern mit einem Augenzwinkern Gesundheitsstadträtin Ines Saager. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie das "Kunstprojekt" gut findet. "So etwas macht doch das Leben in Prenzlauer Berg aus", sagte sie. Kollegen aus dem Bauamt hätten jedoch die öffentliche Nutzung der Lychener Straße 60 als Bad untersagt. "Das musste so sein, weil es keine Baugenehmigung gibt", sagte Ines Saager. Sie habe den Anwohnern der Lychener Straße geraten, einfach Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen. Das "Bad" solle bis Mitte August bestehen bleiben, bis dahin werde das Bauamt brauchen, um den Widerspruch zu bearbeiten. Auch danach würde nach Saagers Worten niemand aus dem Rathaus kommen, um alles abzusperren. Fest stehe aber, dass ein regelrechtes Bad nur nach genauer Prüfung der Wasserqualität genehmigt werden könne. Die Betreiber hätten sich aber ans Kunstamt gewandt.

oom, brun

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