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Bauprojekt: Neuer Konkurrent im Bieterwettstreit um Bauakademie

An der Ausschreibung für das Prestigeprojekt beteiligt sich neben Hans Wall auch Hochtief. Vereinschef Kollhoff ist froh über das plötzliche Interesse.

Es ist das vielleicht prestigeträchtigste Bauprojekt in einer der besten Lagen im historischen Zentrum Berlins – aber zugleich das unwirtschaftlichste weit und breit: die originalgetreue Rekonstruktion von Schinkels Bauakademie. Jahrelang wollte niemand die rund 20 Millionen Euro für Beton und Backsteine aufbringen, obwohl Berlin das Grundstück kostenlos bereitstellt. Erst vor einem Jahr erklärte sich der Unternehmer Hans Wall bereit, die Baukosten zu spenden. Ausgeschrieben wurde das Grundstück trotzdem. Nun ist nach Informationen des Tagesspiegels ein zweiter Wettbewerber im Spiel: der Konzern Hochtief Construction.

„Wir sind froh, dass es Interessenten gibt“, sagte Hans Kollhoff, Präsident des Bauakademie-Vereins. Zwischen Wall und dem Verein habe es Gespräche gegeben und es sei eine „gute Konstellation“, so Kollhoff. Er sei aber auch für andere Bauherren offen. Wichtig ist Kollhoff , dass an dem Neubau „bis ins Detail spürbar wird, dass die Bauakademie für Schinkel ein Manifest war“. Eine kompromisslose Rekonstruktion ist das Leitmotiv.

Der Chef des landeseigenen Liegenschaftsfonds Holger Lippmann rechnet damit, dass das Grundstück „im Frühherbst“ an einen der Investoren vergeben wird. Der Ausgewählte werde sich verpflichten müssen, die Bauakademie nach den vorliegenden, „millimetergenauen“ Plänen des Berlin prägenden Baumeisters Karl Friedrich Schinkel wieder aufzubauen und den Bau zu finanzieren. Außerdem müsse er dem „Verein Internationale Bauakademie Berlin“ drei Viertel der 8000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur kostenlosen Nutzung überlassen.

Da bleibt nicht viel Raum – 2000 Quadratmeter im Erdgeschoss, um genau zu sein – für Geschäfte. Banken, die für ein Projekt mit so wenig Einnahmen Kredit geben, sind in diesen Zeiten noch viel seltener als vor der Finanzkrise. Dabei hatte der Verein im Fall der Bauakademie schon vor der Kreditklemme jahrelang nach einem Investor gesucht. Deshalb steht die Prüfung der „Bonität“ bei der Auswahl des Investors durch den Liegenschaftsfonds an vorderster Stelle.

Das Angebot, das der Unternehmer und Träger des Bundesverdienstkreuzes Hans Wall, vor gut einem Jahr gemacht hatte, war bereits als verdienstvolles Mäzenatentum gewürdigt worden. Die 20 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Akademie will Wall, der mit dem Verkauf von Stadtmöbeln wie Bushäuschen, Kiosken und Toilettenhäuschen Millionen machte, aus seinem Privatvermögen bereitstellen. Wall wollte sich gestern ebenso wenig wie sein Wettbewerber äußern. Der Baukonzern Hochtief Construction könnte das Engagement in Sichtweite des geplanten Humboldtforums als „Marketingmaßnahme“ verbuchen, meinen Experten. Die 1836 vollendete und 1962 gesprengte Bauakademie ist schon heute als Attrappe aus Planen, Gerüsten und einer gemauerten Ecke eine kleine Attraktion: In den unbeheizten Räumen finden Vorträge und Veranstaltungen statt. Der Bauakademie-Verein will den Neubau als Diskussionsplattform nutzen, Architektursammlungen ausstellen und Lehrveranstaltungen durchführen.

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