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Bauprojekte in der City-West: Zank um Schmuddelecke am Bahnhof Zoo

Das marode Aschinger-Haus in der Joachimstaler Straße soll saniert werden. Doch der Betreiber des A&O-Hostels wehrt sich gegen die Räumung.

Eine Reihe von Investoren wertet derzeit die Nachbarschaft des Breitscheidplatzes auf, etwa durch das Zoofenster-Hochhaus mit dem künftigen Luxushotel Waldorf-Astoria oder die Modernisierung des Bikini-Hauses und des Kinos Zoo-Palast. Nur das „Aschinger-Haus“ zwischen Bahnhof Zoo und Kantstraße blieb eine schmuddelige Passage mit Imbissbuden, einem Sexshop, einer Spielhalle sowie dem Beate-Uhse-Museum im angrenzenden Eckgebäude. Bald soll sich dies ändern – allerdings erst nach dem Abschluss einer Räumungsklage gegen das Hostel in den oberen Etagen.

Das A&O-Hostel gehört zur gleichnamigen Kette, die drei weitere Standorte in Berlin sowie Häuser in zehn anderen Städten betreibt. Über die Ursachen der Streitigkeiten am Zoo gibt es widersprüchliche Angaben. Der Mieter – formal eine der Hostelgruppe nahestehende Gesellschaft – habe „zurzeit mehr als 500 000 Euro Mietrückstände“, sagt der Anwalt der luxemburgischen Hauseigentümerfirma „Joachimstaler S.à.r.l.“, Alexander Schneehain.

„Es gibt keine Mietschulden, wir streiten um Betriebskostenforderungen“, erwidert A&O-Chef Oliver Winter. Die Luxemburger wollten das vor zehn Jahren eröffnete Hostel mit rund 550 Betten in 155 Zimmern „herausekeln“, sagt er, da ihnen „unser sehr günstiger Mietvertrag ein Dorn im Auge“ sei. Reparaturen und Modernisierungen seien „in der Vergangenheit mit Absicht nicht gemacht“ worden, die Rolltreppe etwa sei seit Jahren defekt. Nun lägen vier Kündigungen mit unterschiedlichen Begründungen vor.

Dabei habe man angeboten, 800 000 Euro in neue Hostelzimmer zu investieren und außerdem im September eine Option auf die Verlängerung des Mietvertrags bis 2021 genutzt, so Winter. Zuvor hatte er wegen des schlechten Gebäudezustands auch schon einmal selbst die Schließung angekündigt – war davon aber wieder abgerückt, weil der Umsatz zuletzt anstieg und die Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtungen den Betrieb profitabler machte.

Die Vermietergesellschaft bereite eine Modernisierung des Gebäudes vor, sagt Anwalt Schneehain. Für einen neuen Hostel- und Hotelbetrieb gebe es mehrere Interessenten. Darüber hinaus kursieren in der Immobilienbranche auch Gerüchte, wonach das ganze Aschinger-Haus veräußert werden soll: Nach Kenntnis von Gottfried Kupsch, Vorstandsmitglied der AG City, verhandeln die Luxemburger mit „mehreren Kaufinteressenten, die das Haus abreißen wollen“. Am Dienstag habe es die jüngsten Verhandlungen mit einem der möglichen Erwerber gegeben. Dazu äußerte sich Anwalt Schneehain auf Nachfrage aber nicht.

Im Streit mit dem Hostel wird ein Urteil der Zivilkammer am Landgericht für Ende März erwartet. A&O-Chef Winter fühlt sich vom Gericht benachteiligt und befürchtet, in erster Instanz zu unterliegen. Dann aber werde man in Berufung gehen, und das Verfahren werde „nicht vor 2013“ enden. Anwalt Schneehain glaubt dagegen, der ungeliebte Mieter werde noch 2012 oder „spätestens Anfang 2013 draußen sein“.

Die Fußballkneipe „Hanne am Zoo“ hatte bereits Ende 2010 schließen müssen. Nicht betroffen bleiben die übrigen Mieter, sie haben laut Schneehain „langfristige Mietverträge“. Die Ecke mit dem Beate-Uhse-Museum zähle ohnehin nicht mehr zum Aschinger-Haus, da sie seit einiger Zeit im Besitz einer Erbengemeinschaft sei.

Der Name „Aschinger-Haus“ stammt aus alten Zeiten. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war dort eine Filiale der berühmten Lokalkette „Aschingers Bierquelle“ beheimatet. In den 70er Jahren entstand das heutige Gebäude, das lange der Firma Botag gehörte und deshalb auch als „Botag-Haus“ bekannt wurde. Die Luxemburger Firma erwarb es vor gut drei Jahren.

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