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Berlin: Baustart für Transrapid ohne Planungsrecht

BERLIN .Für den Bau der umstrittenen Transrapid-Strecke Berlin-Hamburg will Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann nach Informationen des Tagesspiegels noch im August oder September am Lehrter Bahnhof den symbolischen Spatenstich vornehmen.

BERLIN .Für den Bau der umstrittenen Transrapid-Strecke Berlin-Hamburg will Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann nach Informationen des Tagesspiegels noch im August oder September am Lehrter Bahnhof den symbolischen Spatenstich vornehmen.Der Auftritt soll auf jeden Fall noch vor den Bundestagswahlen am 27.September erfolgen.Die entscheidende Wirtschaftlichkeitsberechnung ist allerdings noch nicht abgeschlossen.Angaben, das Projekt werde sich um 1,6 Milliarden Mark verteuern, werden von der Magnetschnellbahn-Planungsgesellschaft zurückgewiesen.

Baurecht für die 292 Kilometer lange Strecke gibt es noch nicht.Am Lehrter Bahnhof sind die Anlagen der Bahn allerdings genehmigt.Für den Transrapid ist hier nur ein Planungs-Änderungsverfahren vorgesehen.Nach dem Spatenstich werden nicht sofort die Bagger anrollen; man wolle damit aber ein Zeichen setzen, sagte der Geschäftsführer der Planungsgesellschaft, Horst Fechner.

Daß auch die Zahlen zur Wirtschaftlichkeit der Strecke noch nicht vorliegen, sei kein Indiz dafür, daß sie noch "schöngerechnet" werden müßten.Industrie und Bundesregierung hätten vereinbart, bis "Mitte des Jahres" die endgültige Rentabilitätsberechnung vorzulegen.Von deren Ergebnis soll es abhängen, ob die Stecke überhaupt gebaut wird.Der Bau darf dann nicht viel teurer werden als die bisher veranschlagten 6,1 Milliarden Mark, die der Bund aufbringen muß.Für den Betrieb will die Industrie 3,7 Milliarden Mark investieren.Nach Angaben Fechners soll das ultimative Zahlenwerk in spätestens eineinhalb Monaten vorliegen.

Der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums, Veit Steinle, sagte, einen Termin für den symbolischen Baubeginn gebe es noch nicht.Am Lehrter Bahnhof müsse man aber berücksichtigen, daß dort jetzt nichts "verbaut" werde, was die Einfädelung des Transrapids später teurer machen würde.

Sogenannte Vorsorgebauten gibt es, wie berichtet, auch bei der im Bau befindlichen Brücke über die Schnellbahn-Trasse der Bahn am Nennhauser Damm in Staaken.Sie wurde vorsorglich um etwa zwölf Meter verbreitert, um bei einer positiven Entscheidung Platz für den Transrapid zu lassen.Werde dieser nicht gebaut, müßte die öffentliche Hand die Mehrkosten tragen, sagte Fechner dazu.

Im neuen Lehrter Bahnhof soll der Transrapid an der nördlichen Seite eines von acht Gleisen der Bahn nutzen.Für den Nord-Süd-Verkehr der Bahn fällt dieses Gleis dann aus.Außerdem soll für den Transrapid eine unterirdische "Andockstation" entstehen.Sie sei Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens, das im Herbst beginnen soll, sagte Fechner.Wie weit diese "Andockstation" von Anfang an ausgebaut werde, sei offen.

Die Strecke Berlin-Hamburg ist in insgesamt 20 Planungsabschnitte eingeteilt.Derzeit laufen zwei Planfeststellungsverfahren; bis Ende des Jahres sollen nach Fechners Angaben alle eingeleitet sein.Offizieller Baubeginn könnte dann 1999/2000 sein.Fünf Jahre später soll die Strecke fertig sein.Nach dem abgespeckten Betriebsprogramm soll es alle 20 Minuten eine Fahrt geben, in Spitzenzeiten alle 15 Minuten; ursprünglich war ein 10-Minuten-Verkehr vorgesehen.Dafür müßten nach Fechners Angaben allerdings die Anlagen für die Stromversorgung verdoppelt werden, was die Kosten in die Höhe treiben würde.

Gründstückskäufe finden bereits statt, wie Fechner einräumte.In den Verträgen sei allerdings eine Rücktrittsklausel enthalten, falls das Projekt doch scheitern sollte.Vom Verkauf der Flächen in Berlin profitieren unter anderem der Senat und die Telekom.

Tempo beim Transrapid macht dem Vernehmen nach nicht nur Verkehrsminister Matthias Wissmann, sondern hinter den Kulissen auch der Kanzlerkandidat der SPD, Gerhard Schröder.Ähnlich wie Berlins Technologiesenator Peter Strieder (SPD) gilt Schröder als Befürworter des Projekts, während es von der Partei abgelehnt wird.Bei einer möglichen Regierungsübernahme könnte Schröder dann auf unumkehrbare Tatsachen verweisen.

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