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Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma zwischen Reichstag und Brandenburger Tor.

© Monika Skolimowska/dpa

Baustelle an Sinti-und-Roma-Denkmal: Streit um neue S-Bahnlinie zwischen Hauptbahnhof und Potsdamer Platz

Die geplante Verbindung verläuft unter dem Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma. Die Baustelle würde das Mahnmal „schwer belasten“.

Von Sabine Beikler

Die neue S 21 soll künftig den Hauptbahnhof mit dem Potsdamer Platz verbinden und in einer weiteren Ausbaustufe bis zur Yorckstraße in Kreuzberg verlängert werden. Es ist eines der größten Infrastrukturprojekte der Deutschen Bahn in Berlin.

Doch über den geplanten Streckenverlauf gibt es Ärger: Die S-Bahn-Linie soll unterirdisch am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti im Simsonweg verlaufen. Der Bau der Strecke würde das Mahnmal jedoch „sehr schwer belasten und beeinträchtigen“, sagte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) am Donnerstag im Parlament. „Eine Lösung wurde noch nicht gefunden.“

Am Mittwochabend hatte Günther Vertreter des Bundestags, des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, des Bezirks Mitte und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu einem Gespräch geladen. Ohne Ergebnis, denn der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma befürchtet, dass während der Bauzeit der S 21 das Denkmal zum Teil gesperrt oder direkt in Mitleidenschaft gezogen würde.

Das von dem israelischen Künstler Dani Karavan gestaltete, 2012 eingeweihte Denkmal besteht aus einem Wasserbecken, in dessen Mitte eine Blüte auf einem Stein liegt. Der Zentralrat betont, dass zu dem Denkmal das gesamte Ensemble wie die Glaswände mit der Chronologie und die in den Boden eingelassenen Steinplatten mit den Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager gehöre.

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Eine von der Deutschen Bahn geplante Baustelle würde weit über die Hälfte des Geländes umfassen. Deshalb könne ein Gedenken an diesem Ort kaum noch stattfinden, warnte der wissenschaftliche Leiter des Zentralrats, Herbert Heuß. Die Deutsche Bahn hatte dagegen erklärt, dass das Mahnmal nicht angetastet werde.

Günther sagte, das Präsidium des Bundestags werde sich mit der Problematik ebenfalls noch einmal befassen. Denn eine Streckenführung in unmittelbarer Nähe des Reichstags sei von der Baukommission abgelehnt worden. Ende Juni wollen sich die Vertreter der Institutionen noch einmal treffen und erneut nach einer Lösung suchen.

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