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Die Deckenkonstruktion im Bahnhof Friedrichstraße ist fehlerhaft. Deshalb müssen Bereiche zusätzlich gesichert werden.

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Update

Baustelle nach Deckensturz: Bahnhof Friedrichstraße wird mit Schutzgerüsten zugebaut

Die Deutsche Bahn stattet den Bahnhof Friedrichstraße mit weiteren Sicherheitsgerüsten aus. Mittlerweile können die Experten nicht mehr ausschließen, dass erneut Deckenteile herabstürzen. Silvester wird der Bahnhof geschlossen.

Die Bahn sperrt den Bahnhof Friedrichstraße weiter ab und baut nach Angaben eines Sprechers jetzt auch in Geschäften Schutzgerüste auf, die herabstürzende Betonbrocken auffangen sollen. Einige Geschäfte schließen deshalb, weil der Platz für Kunden nicht mehr reicht. Die finanziellen Einbußen muss wohl die Bahn ausgleichen. Am 13. Oktober war ein rund 25 Kilogramm schwerer Betonbrocken an der Gleiskonstruktion abgebrochen, hatte die Zwischendecke durchschlagen und zerschellte in der stets belebten Haupthalle. Nur mit viel Glück hatte der Brocken keinen der Besucher getroffen. Silvester wird der Bahnhof wegen des erwarteten Andrangs bei der Party am Brandenburger Tor ab 16 Uhr geschlossen; die Züge fahren dann ohne Halt durch den Bahnhof. Ausgenommen ist die S-Bahn.

Zunächst hatte sich die Bahn, gedeckt vom aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamt (EBA), darauf beschränkt, nur den Bereich abzusperren, aus dem der Brocken gefallen war. Dies war am Gleis 4, auf dem Züge Richtung Hauptbahnhof fahren. Vorsorglich wurde auch der Verkehr auf diesem Gleis unterbrochen, aber bereits am nächsten Tag wieder aufgenommen. Um ein Passieren der Halle weiter zu ermöglichen, wurden im Sperrbereich Schutzgerüste, die wie ein Tor wirken, aufgebaut. Ihr Oberteil würde bei einem weiteren Abfallen von Betonteilen die Brocken auffangen. Erst eine Woche später erweiterte die Bahn den Schutzbereich und sperrte weitere mögliche Gefahrenquellen unter allen Fern- und Regionalgleisen ab. Züge durften seither den Bahnhof nur noch mit 20 km/h passieren. Nun werden auch die Geschäfte unter den Gleisbereichen geschützt. „Wir müssen den gesamten Bahnhof sichern und können keinen Bereich ausnehmen“, sagte ein Sprecher.

Dass die Schutzbereiche erst nach einer Woche ausgedehnt worden waren, begründete er damit, dass die Experten zunächst angenommen hätten, der Absturz sei ein Einzelfall und könne sich nicht wiederholen. Erst bei den folgenden Untersuchungen habe man festgestellt, dass es auch in anderen Bereichen Baumängel gebe, die zu einem Herabfallen von Betonteilen führen könnten.

Die Ursache des Absturzes hatten die Fachleute der Bahn und des Eisenbahn- Bundesamtes schnell gefunden. An den sogenannten Gleiströgen, eine Brückenkonstruktion im Bahnhof, war vorschriftswidrig bei der Sanierung des Bahnhofs in den 1990er Jahren Beton angebracht worden, was auch bei der Abnahme der Arbeiten offensichtlich nicht bemerkt worden war. Weil auf den Gleiströgen aber auch die Platten der Bahnsteige aufliegen, gab es hier kein Spiel mehr beim temperaturabhängigen Verziehen der Stahlkonstruktion. Auch die vom Zugverkehr verursachten Kräfte konnten so nicht abgeleitet werden.

Die Bahn hoffte am Freitag, den Aufbau der Gerüste bis heute früh abschließen zu können. Erst dann darf der Zugbetrieb wieder ohne Einschränkungen laufen. Durch die sogenannte Langsamfahrstelle kam es nach Angaben der Bahn zu geringfügigen Verspätungen im Fern- und Regionalverkehr. Züge der Linien RB 21 und RB 22 aus Potsdam endeten im Bahnhof Zoo statt an der Friedrichstraße. Die S-Bahn ist nicht betroffen, weil ihre Gleise in einer eigenen Halle liegen.

Im Januar will die Bahn dann mit der Sanierung beginnen und den unzulässig angebrachten Beton entfernen lassen. Anfang Februar sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach muss noch die Zwischendecke erneuert werden. Sie hatte keine Luken, die es ermöglicht hätten, den darüberliegenden Bereich mit den Gleiströgen zu kontrollieren. Fraglich ist aber, ob der vorschriftswidrig angebrachte Beton dann früher entdeckt worden wäre. Der Bahnhof bleibt jetzt jedenfalls eine Baustelle – und Silvester zudem ein großer Engpass.Klaus Kurpjuweit

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