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Berlin: Bauzäune auf dem Schloßplatz: "Palast" ist nun Sanierungsfall

Lampen, Sessel, Bilder - ab heute kommt alles raus, und vieles landet im MuseumVON LOTHAR HEINKE BERLIN.Heute mittag wird am Palast der Republik ein Bauschild errichtet und ein Bauzaun aufgestellt, im Innern des mit 720 Tonnen Spritzasbest verseuchten Gebäudes beginnt die Installierung von Schleusen als technische Vorarbeit für die Inventarauslagerung.

Lampen, Sessel, Bilder - ab heute kommt alles raus, und vieles landet im MuseumVON LOTHAR HEINKE BERLIN.Heute mittag wird am Palast der Republik ein Bauschild errichtet und ein Bauzaun aufgestellt, im Innern des mit 720 Tonnen Spritzasbest verseuchten Gebäudes beginnt die Installierung von Schleusen als technische Vorarbeit für die Inventarauslagerung.Mit dieser Baustelleneinrichtung und mit weiteren vorbereitenden Maßnahmen, für die über drei Millionen Mark bereitstehen, beginnt eine neue Phase für das "Haus des Volkes" auf dem einstigen Marx-Engels-Platz: Die Asbestsanierung beginnt. Nie ist so viel über den "Palast" geredet und geschrieben worden wie in den sieben Jahren, als es eigentlich nichts zu sagen gab - seit Herbst 1990 steht das Haus mit dem Asbest in seinen Adern leer.Über Erinnerungen an Restaurantbesuche, Familientreffs und Veranstaltungen in dem durch zahllose Lampen erhellten Gebäude legt sich der Schleier der Zeit.Das "Palast"-Leben ist entrückt, das Kulturhaus steht dennoch da, sinnentleert, wie unbrauchbar und überflüssig.Wird es je wieder leben? Soll es weg - wie die Pyramide am Schloßplatz, deren Betreiber Pleite gegangen sind - oder wird es Teil eines vollkommen neuen Ganzen? Diese Fragen kann (und will) in dem Moment, wo mit der Räumung des Hauses die Voraussetzung für die bei allen Seiten unstrittig notwendige Asbestbeseitigung geschaffen wird, niemand beantworten.Wohl aber, was mit dem Inventar geschehen soll. Ein Gutachterbüro ist zur Zeit damit beschäftigt, denkmalwertes Ausstattungsgut aufzulisten und darzustellen, welche Belegstücke ausgebaut werden sollen, um bei einem eventuellen Wiederaufbau verwendet zu werden.Hier hat alles Vorrang, was, wie Professor Engel von der obersten Denkmalschutzbehörde sagt, mit dem Volkskammersaal in Zusammenhang steht.Stadtentwicklungssenator Strieder meint, bestimmte Teile der Inneneinrichtung und des Eingangsbereichs würden wiederverwendet werden.Mit Rücksicht auf die ehemaligen DDR-Bürger müsse noch geklärt werden, welches die "identitätsstiftenden Merkmale für die Ost-Berliner" seien.Die gelte es zu erhalten. Darum kümmern sich Berlins Denkmalschützer, das Deutsche Historische Museum und das Haus der Geschichte in Bonn.Hier hat man sich bereits das Rednerpult aus braunem Holz gesichert, von dem aus in der alten und neuen DDR-Volkskammer geredet und dabei am Ende der Beitritt zur Bundesrepublik gefordert wurde."Wir haben auch mehrere Sitzbänke, aber wir können natürlich nicht 40 Meter Bestuhlung ausstellen", heißt es beim Bonner Geschichtsmuseum, das auch Lampenkonstruktionen und bestimmte Piktogramme sowie Teile der Mocca-Bar als Belege der DDR-Kulturgeschichte sichern und bewahren wird.Großes Interesse hat auch das Deutsche Historische Museum, in dem sich bereits die Gemälde der Palast-Galerie als Leihgaben des Bundes befinden.Im Zeughaus besteht Interesse an Teilen der Jugenddisco, an Hinweisschildern ("Überfüllt!"), an einer Sitzgruppe aus dem Schachraum, Lampenarrangements, einer Sitzreihe vom Volkskammersaal und an dem kleinen Büro samt Ruheraum, das Erich Honecker hinter den Kulissen der Volkskammer zur Verfügung stand. Große Teile des beweglichen Inventars, der Multimedia- und Bühnentechnik, der Büro- und Gastronomieausstattung, die Bowling-Anlage und Musikinstrumente wurden bereits veräußert, dafür kamen rund 4,6 Millionen Mark in die Kasse des Bundes.Jetzt sollen noch das komplette bewegliche Inventar "und die gesamten demontierbaren festen Einbauten ausgelagert werden", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der PDS.Auf die Frage, welche Einrichtungsgegenstände während der Sanierung im Palast bleiben, gab es eine kurze Antwort: "Keine". Die eigentliche Asbestbeseitigung beginnt Mitte 1998, sie dauert bis ins Jahr 2000.Kostenpunkt: 100 Millionen Mark.

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