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Bayerischer Platz

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Berlin: BAYERISCHER PLATZ

Neuerdings ist der U-Bahnhof Bayerischer Platz der Schöneberger Linie 4 mit historischen Großfotos geschmückt – gute Idee angesichts des müden Zehn-Minuten-Taktes auf der von der BVG ungeliebten Linie U4. Ungeliebt ist auch der Platz selbst.

Neuerdings ist der U-Bahnhof Bayerischer Platz der Schöneberger Linie 4 mit historischen Großfotos geschmückt – gute Idee angesichts des müden Zehn-Minuten-Taktes auf der von der BVG ungeliebten Linie U4. Ungeliebt ist auch der Platz selbst. Ein paar hundert Meter weiter prunkt der Viktoria-Luise-Platz im restaurierten Kleid der Jahrhundertwende. Er wird gehegt und gepflegt, ist ein rechtes Schmuckstück und wird entsprechend frequentiert. Nicht so der Bayerische. Auch er war einst schön. Die Fotos im U-Bahnhof zeigen ihn inmitten der damaligen, stilvollen Neubauten im gemäßigten Klassizismus der Jahre nach 1900, mit Springbrunnen am südlichen Ende (wo heute die Grunewaldstraße drübergelegt ist, damit die Autos keine Kurven um den Platz fahren müssen) und von Pfeilerarkaden umstandenen U-Bahn-Zugängen. Und Blumenrabatten und geharkten Wegen sowieso. Doch im Rausch des Nachkriegs-Wiederaufbaus der 60er Jahre wurde der Platz simplifiziert, seiner Schmuckelemente beraubt, mit einem gefliesten Wassergraben abgespeist – und ansonsten seinen heutigen Hauptnutzern, den trinkfreudigen Bewohnern naher Wohnheime überlassen. Ab und an wird ein Baum gefällt und nicht etwa ersetzt, da sei das Grünflächenamt vor, dessen Betreuung sich weitgehend im Schutz parkender Fahrzeuge vor fallenden Zweigen erschöpft. Kurz, es ist ein Jammer. Dem Bayerischen Viertel fehlt die Mitte. Es ist ein wenig überaltert, ein wenig verschlafen. Ihm fehlt der Biss, der nötig wäre, sich gegen bezirksamtliche Vernachlässigung zu wehren. Ein Juwel schlummert unter dem pflegeleichten Rasen. Zeit zum Aufwecken!Bernhard Schulz

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