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Das Tempelhofer Feld - beliebtes Ausflugsziel für Fahrradfahrer und andere Freizeitsportler wird jetzt für Notunterkünfte gebraucht.

© Joachim Morawiec

Bebauung auf dem Tempelhofer Feld: Volkes Stimme gilt nicht mehr

Niemand hat die Absicht das Tempelhofer Feld zu bebauen. Wirklich niemand? Die Flüchtlingskrise könnte uns dazu zwingen.

Jetzt also doch. Das Tempelhofer Feld wird bebaut. Volkes Stimme gilt nicht mehr. Der Senat will das von den Berlinern erkämpfte Gesetz, das jede Änderung an der Freifläche verbietet, ein Jahr nach dessen Inkrafttreten durchlöchern. Nur ein klein wenig, vorübergehend nur, für eine Blumenhalle, eine provisorische Notunterkunft. Nur bis zum Jahr 2019. Versprochen ist versprochen.

200 Meter breiter Streifen und auch Flächen in Neukölln

Ach wirklich? Warum dann der Zugriff auf einen 200 Meter breiten Streifen am Tempelhofer Damm und außerdem noch auf weitere Flächen an der Grenze zu Neukölln? Die Blumenhalle, die aufgebaut werden soll, passt locker auf die Freifläche vor dem Altbau. Dort könnte sie aufgebaut werden, ohne das Gesetz auch nur anzutasten, das dort nämlich gar nicht gilt. Warum also schielt der Senat ausgerechnet auf Flächen, die er schon vor dem Volksentscheid mit Wohnungen bebauen wollte?

Revanche für eine Wahlschlappe?

Zu viel Zufall, riecht das nach Revanche für eine Wahlschlappe? Vom Regierenden Bürgermeister weiß man, dass er nachtragend sein kann. Ist die Flüchtlingskrise die Chance, das Großprojekt aus seiner Zeit als Bausenator doch noch zu verwirklichen und die Ränder des Feldes zu bebauen?

Reine Spekulation! Richtig ist aber, dass die Flüchtlingskrise zum Handeln zwingt. Kein Berliner wusste, als er über den Schutz des Feldes votierte, wie groß die Not schon ein Jahr später sein würde. Niemand hatte die Absicht, das ICC in eine Flüchtlingsunterkunft zu verwandeln – die Not zwang die Verwaltung dazu. Liebend gerne würden wir die Freiheit des grenzenloses Feldes für alle Zeiten erhalten – die Menschlichkeit gegenüber den vor Krieg und Verfolgung Geflohenen verbietet es.

Wir werden uns einschränken müssen

Wir werden uns einschränken müssen, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Das gilt für das Tempelhofer Feld. Das gilt aber ebenso für die vielen anderen Brachen und Lücken auf Berlins Landkarte. Jeder will Neubauten, aber niemand in seiner Nachbarschaft – so ganz nah sind die anderen doch nicht wirklich willkommen. Und so wird die Wohnungsnot immer größer. Gut möglich, dass wir uns alle noch mal besinnen werden – und neu über die Zukunft des Tempelhofer Feldes entscheiden müssen.

Skepsis und Neugier – was die Anwohner über die Flüchtlinge auf dem Tempelhofer Flughafen denken.

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