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Berlin: Bedroht und gedemütigt: Opfer mussten ihre Kleider anzünden

Einen Tag nach dem Überfall ist Kristin M., 21, aus Hellersdorf noch fassungslos.

Einen Tag nach dem Überfall ist Kristin M., 21, aus Hellersdorf noch fassungslos. Vor allem versucht sie, mit der Demütigung fertig zu werden, die der Täter ihr und ihren Freunden zugefügt hat.

Montag, kurz nach Mitternacht. Kristin M. ist zusammen mit ihren Freunden Christoph B. (19) und Tim R. (17) in der Heidenauer Straße unterwegs. Die drei kommen gerade vom Jugendclub „Kiste“. Plötzlich steht ein Mann mit einer Pistole vor ihnen und verlangt Geld. Weil keiner von ihnen etwas dabei hat, „zwang der Täter meine Freunde, sich auszuziehen und die Klamotten anzuzünden“, schildert Kristin M. Fast nackt – bis auf die Socken – stehen Christoph B. und Tim R. dann vor dem Täter, während der Kleiderhaufen brennt. „Ich musste meine Schuhe auszuziehen und mit ins Feuer werfen“, sagt sie. Am Ende befiehlt er den beiden jungen Männern, auf zwei Autos zu steigen und die Windschutzscheiben einzutreten. Anwohner alarmieren die Polizei; der Täter flüchtet. „Wir hatten Glück: Eine Mieterin hat meinen Freunden noch Boxershorts und T-Shirts gegeben, damit sie nicht nackt zum Polizeiabschnitt mussten“, sagt Kristin M. Dort trafen die drei dann auf ein weiteres Opfer. Offenbar derselbe Täter hatte nur eine knappe halbe Stunde später in der Nossener Straße, ebenfalls in Hellersdorf, eine 28-Jährige mit seiner Waffe bedroht und Geld verlangt. Als sie sich weigerte, ihr Geld herauszurücken und zu schreien anfing, schlug er ihr mit der Waffe gegen den Kopf und verschwand.

„Dem Täter ging es nicht nur um die Beute, sondern darum, Macht zu demonstrieren“, sagt Kriminaldirektor Winfried Roll vom Landeskriminalamt. Seit etwa einem Jahrzehnt beobachteten die Ermittler, dass es in der Jugendkriminalität vor allem darum gehe, die Opfer zu erniedrigen. „Es kommt zum Beispiel vor, dass Täter ihre Opfer zwingen, die Schuhe abzulecken oder die Füße zu küssen“, sagt Roll. Eine solche Tendenz, die sich anhand von Zahlen nicht belegen lässt, sei aber bundesweit zu verzeichnen, sagt Roll.

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